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Bedeutung von Jesu Empfängnis und Geburt im Letzten Gericht

  • kesfetmekursu
  • 4. Juli
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 1 Stunde

Im letzten Blogbeitrag vertraten wir die Ansicht, dass Allah Jesus beim Jüngsten Gericht unter allen anderen Gesandten positiv hervorhebt: „Jesus, Sohn der Maria! Gedenke meiner Gnade, die ich dir und deiner Mutter erwiesen habe“ (Maide 5:110a).

Maria in rotem Gewand mit Kind auf Schoss sitzt neben großer Waage. Sonnenuntergang im Hintergrund, Gerichts-Atmosphäre.
Bedeutung von Jesu Empfängnis und Geburt im Letzten Gericht

Wie wir dort herausgearbeitet haben, spielt die korrekte Erfassung der Wahrheit über Jesus eine entscheidende Rolle in Gottes Gericht über die Anhänger der Propheten. In diesem Blog wollen wir der Frage nachgehen, welche Bereiche aus Jesu Leben für Gott von solch großer Bedeutung sind, dass sie die Grundlage für sein Richten beim Jüngsten Gericht bilden. Aufgrund unserer Auslegung von Al-i Imran 3:59 muss dabei immer der Vergleich mit Adams Zustand vor Gott am Anfang der ersten Schöpfung im Hinterkopf mitschwingen.

Bei den Gnaden, die Jesus erwiesen wurden, erinnert Gott zunächst an spezielle Ereignisse aus Jesu irdischem Leben:

- die Gnade, die Meryem und Jesus erwiesen wurde;

- Ausrüstung mit dem Heiligen Geist;

- prophetisches Reden sowohl als Kleinkind als auch im erwachsenen Alter;

- Empfang der voll umfänglichen göttlichen Offenbarung;

- Ausübung verschiedener Wundertaten mit Gottes Erlaubnis;

- Bewahrung vor handgreiflichen Angriffen von Jesu Gegnern;

- Provision von unterstützenden Nachfolgern;

Da dieses Gespräch nicht unter vier Augen zwischen Allah und Jesus abgehalten wird, sondern vor den Ohren aller je in der Weltgeschichte aufgetretenen Gesandten und der durch sie entstandenen Religionsgemeinschaften, zwingt sich uns die Frage auf, welche wichtigen Botschaften Gott hier an die jüdische, christliche und muslimische Glaubensgemeinschaft weitergeben will. Dieser Frage gehen wir durch eingehende Diskussion jedes der oben erwähnten Themen nach.


1. Jesus und Maria gegenüber erwiesene Gnade:

Zunächst betont Gott die Gnade, die er sowohl Jesus als auch seiner Mutter Maria erwiesen hat: „Gedenke meiner Gnade, die ich dir und deiner Mutter erwiesen habe ...” (Maide 5:110). Die im Koran beschriebenen gemeinsamen Aktivitäten der beiden beschränken sich auf Jesu außerordentliche Empfängnis und Geburt (in Zukunft abgekürzt mit „E-G”) sowie den Besuch Marias mit ihrem Baby Jesus bei ihren Verwandten nach der Geburt. Dass es sich bei dieser Gnade um Jesu außerordentliche „E-G” handelt und nicht bloß um eine allgemeine Einleitung zum Folgenden,1 geht aus dem Zusammenhang hervor: Der Besuch Marias mit ihrem Baby Jesus bei ihren Verwandten wird in Maide 5:110 gleich anschließend zusammen mit der Stärkung Jesu mit dem Heiligen Geist separat erwähnt. Alle weiteren in diesem Vers aufgeführten Punkte betreffen ausschließlich Jesus, nicht seine Mutter. Die erwiesene Gnade passt also am besten auf die „E-G“. Was Gott an Jesu Leben und Wirken als entscheidend betrachtet, ist also zuerst einmal dessen Empfängnis und Geburt.

Aus den Berichten über Jesu „E-G“ (Al-i ʿImrān 3:42–47; Meryem 19:16–27) lernen wir, dass Gottes Gnade darin bestand, dass Maria auf wunderbare Art und Weise, ohne Zutun eines Mannes, allein durch Gottes Eingreifen einen Sohn empfing. Ein Engel kündigt ihr diese frohe Botschaft an: „... Maria, Gott verkündet dir eine frohe Botschaft durch ein Wort von Ihm. Sein Name ist Jesus, Sohn Marias, der Messias ...” (Al-i Imran 3:45). Marias Vorbehalte „Wie sollte ich einen Jungen bekommen, wo mich kein Mann berührt hat und ich keine Hure bin?” (Meryem 19:20) wischt der Engel mit der Bemerkung, dass Gott „schafft was er will” (Al-i İmran 3:47) , und folgender Zusatzbemerkung beiseite: „Dein Herr sagt: Es fällt mir leicht (dies zu bewerkstelligen). Und (wir schenken ihn dir) damit wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen machen, und weil wir (den Menschen) Barmherzigkeit erweisen wollen. Es ist eine beschlossene Sache” (Meryem 19:21). Die Gnade, die Gott Jesus bei seiner Empfängnis erwiesen hat, besteht laut diesen Versen folglich in folgenden Punkten:

- Allah erzeugt ihn in Marias Gebärmutter ohne das Zutun eines Mannes auf wunderbare Weise;

- Diese Art der Erzeugung war bei Allah längst beschlossene Sache (Al-i Imran 3:47 und Meryem 19:21). Die Ankunft Jesu erfüllt also einen lange gehegten Plan Gottes;

- Jesus ist sozusagen die Verkörperung eines Wortes Allahs2 (Al-i Imran 3:45);

- Durch diese außerordentliche Erschaffung wird Jesus zum „Zeichen für die Menschen(Meryem 19:21);

- Zudem erweist Gott den Menschen durch dieses Zeichen Barmherzigkeit (Meryem 19:21).

In Al-i Imran 3:42-43 wird beschrieben, welche Gnade Gott Maria im Zusammenhang mit der Empfängnis Jesu erwies: „Und (damals) als die Engel sagten: ‘Maria! Allah hat dich auserwählt und rein gemacht! Er hat dich vor den Frauen der Menschen in aller Welt (al-`aalamuun) auserwählt.’’ Die Maria erwiesene Gnade liegt folglich in:

- ihrer Erwählung,

- Gottes Akt der Reinigung und

- ihrer Vorrangstellung gegenüber allen anderen Frauen der Welt.

- Enbiya 12:91 führt noch einen weiteren Aspekt der gegenüber Maria erwiesenen Gnade an: „Und (weiter Maria) die sich keusch hielt. Da bliesen wir ihr Geist von uns ein und machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Menschen in aller Welt (al-`aalamuun).’’3 Sayyid Qutb merkt dazu an: „Was für eine große Ehre, die ihr zuteil wird! Sie ist auserwählt, den göttlichen Geist direkt zu empfangen, so wie Adam, der erste Mensch, der erschaffen wurde, ihn empfangen hat. Sie soll das Mittel sein, durch das dieses wunderbare Ereignis der Menschheit gezeigt wird. Ein Ereignis, das sich in der gesamten Geschichte der Menschheit nicht wiederholt hat. Daher ist es zweifellos ein großer Augenblick.’’4 Kutub betont hier zu Recht, dass Marias Vorrangstellung unter den Frauen auf der Außerordentlichkeit des an ihr geschehenen Wunders basiert. Gottes Geist wird in Maria eingeblasen, genauso wie bei seiner Erschaffung am Anfang der Schöpfung in Adam. Kutub unterscheidet sich hier von vielen muslimischen Kommentatoren, indem er den eingeblasenen Geist nicht als erschaffenes, engelähnliches Wesen einstuft5, sondern darin den göttlichen, unerschaffenen, ewigen Geist Gottes erkennt6. Schlussendlich ist die Einblasung von Gottes eigenem Geist die Ursache für die außerordentliche Bedeutung von Jesu „E-G”. Sie resultiert darin, dass Maria und Jesus zum Zeichen für die Menschen werden und Gott sie beim letzten Gericht als erwiesene Gnade erwähnt. Es ist die Ähnlichkeit dieses Ereignisses mit Adams Erschaffung, die uns hier besonders interessiert, und zwar aufgrund von Al-i Imran 3:59. Auch wenn in Sure 3 nicht die „E-G” Jesu mit der Erschaffung Adams verglichen wird (siehe frühere Blogs), ist dieser Vergleich theologisch dennoch relevant. Dies gilt insbesondere, wenn man das in Maide 5:110 beschriebene Ereignis berücksichtigt. Zu Beginn der zweiten Schöpfung erinnert Allah alle Gesandten und deren Anhänger daran, dass die Erzeugung von Jesus auf Erden der Erzeugung von Adam am Anfang der ersten Schöpfung gleicht. In beiden Fällen kommt ihrer Erzeugung durch das Einblasen von Gottes Geist eine außerordentliche Bedeutung zu. Am Anfang der ersten Schöpfung ist es diese Einblasung, die Adam gegenüber den Engeln als Gottes Kalifen auszeichnet (Sure 2:30–34). Darum fordert Gott in der ersten Schöpfung von seinen Gesandten, dass sie sich im Gehorsam vor Adam niederwerfen: „Wenn ich ihn dann geformt und ihm Geist von mir eingeblasen habe, dann fallt (voller Ehrfurcht) vor ihm nieder (qa`uu lahuu saadschidiena)!” (Sad 38:72). Es stimmt außerordentlich nachdenklich, dass Allah zu Beginn der zweiten Schöpfung im Zusammenhang mit der Wahl eines Fürsprechers aus der Schar seiner Gesandten ausgerechnet auf dieses Ereignis am Anfang der ersten Schöpfung anspielt. Wie im Zusammenhang mit Al-i Imran 3:59 bereits ausführlich dargelegt, ist Jesus der Erstgeborene in der zweiten Schöpfung. Kann es sein, dass die Ähnlichkeit seiner „E-G” auf Erden mit derjenigen von Adam zeichenhaft auf seine Stellung in der zweiten Schöpfung hindeuten soll, die jetzt beim Letzten Gericht für alle Versammelten offenkundig wird? Besteht die Bedeutung des Zeichens, das seine Mutter und er für alle Menschen darstellen, darin, dass es auf Jesus als den Erstgeborenen der zweiten Schöpfung hindeutet? Hätte die Menschheit dank Jesu „E-G” Jesus als Gottes Kalifen in der zweiten Schöpfung erkennen sollen?

Ein leuchtender Engel hält ein Kind im Arm vor einem gold-orangen Hintergrund mit Flügeln. Die Szene strahlt Frieden und Wärme aus.
Engel bläst Geist in Maria

Aufgrund von Satans Ungehorsam gegenüber Gottes Kalifen entstand die Feindschaft zwischen ihm und den Menschen, die darin resultierte, dass die Menschheit für eine bestimmte Zeit auf die Erde absteigen musste. Am Ende dieser Zeit, bei der Wiedervereinigung mit Gott während des Endgerichts, steht dieselbe Frage im Raum: Haben die Nachfolger der Propheten Jesus als den mit Gottes Geist Begnadeten erkannt und sich ihm gegenüber entsprechend gottgewollt verhalten? Oder haben sie wie damals Satan, die Bedeutung der Einblasung von Gottes Geist in Materie verpasst und sich deshalb ungebührend gegenüber Jesus verhalten?

Die korrekte Erfassung der Bedeutung von Jesu Empfängnis und Geburt im Letzten Gericht wird Match entscheidend. Zumindest für diejenigen Juden, die „gewaltige Verleumdungen” gegen Maria (Sure 4:156) vorbrachten, ist dieser erste Punkt in Allahs Aufzählung der Gnadenerweise gegenüber Jesus und seiner Mutter eine gewaltige Anklage.



1 So Kutub: 'Here we have a full account of the various aspects of grace bestowed by God on Jesus and his mother, Mary. To start with, he was supported by the Holy Spirit in his infancy.' (Shade of the Quran, s. 1337).


2 'In the construction of the sentence [in Al-i Imran 3:45], the name “the Christ” is a substitute for the term “a word”. Yet, he is indeed the “Word”.' Und wie bei schwieriegen koranischen Aussagen über Jesus fährt Kutub in der gewohnten Weise fort: 'What does this expression actually mean? This and similar statements are of those matters which lie beyond our human perception. There is no way to determine what they precisely mean.' (Sayyid Kutub, In the Shadow of the Quran, All in One, p. 513.)


3 Siehe auch Tahrim 66:12 (M.A. Rassoul): 'Und (Allah legt das Beispiel) von Maria, der Tochter Imrans, (vor,) die ihre Scham bewahrte - darum hauchten Wir von Unserem Geist in diese ein; und sie glaubte an die Worte ihres Herrn und an Seine Schrift und war eine der Gehorsamen.'


4 Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version). Original: ‘What a great honour to be bestowed upon her. She is chosen to receive the Divine spirit directly in the same way as Adam, the first human being to be created, received it. She is to be the means through which this miraculous event is shown to humanity. It is an event which has not been repeated in the entire history of mankind. Hence, it is undoubtedly a great moment.' (Sayyid Kutub, In the Shadow of the Quran, All in One, p. 511.)


5 Viele folgen der Vorstellung von Taberi, dass der Engel durch Marias Kleider blies und Maria dadurch mit Allahs Erlaubnis schwanger wurde (siehe Taberi Tefsiri, Vol. 5, Meryem Suresi, s. 404 in https://archive.org/details/taberitefsiri3_201912/Taberi%20Tefsiri-5/page/n403/mode/2up?view=theater), d.h. der Annahme der eingeblasene Geist stehe in der Rangordung von Engeln, aber es handle sich nicht um Gottes Eigenen Geist. Siehe auch Ibn Al Kathir zu Tahrim 66:12: ‚And We breathed into it (private part) through Our Ruh, meaning, through the angel Jibril. Allah sent the angel Jibril to Maryam, and he came to her in the shape of a man in every respect. Allah commanded him to blow into a gap of her garment and that breath went into her womb through her private part; this is how `Isa was conceived.' (in https://quranx.com/tafsirs/66.12).


6 'Now the question arises as to whether the reference in these two surahs [Meryem 19:17 and Tahrim 66:12] is to the same thing or not. From our point of view, the references would appear to be different on each occasion. In the present surah, Mary, it refers to Gabriel, the Holy Spirit, who was God's emissary to Mary. In Surah 66, The Prohibition, it refers to the spirit that God breathed into Adam when He created him to make of him a human being. He again breathed of it into Mary to bring about her conception. It is this divine breathing of the spirit that gives life with all its human characteristics. These include the qualities and faculties that enable man to be in contact with the Supreme Society, while also giving him his human feelings, intellect, thought, emotions and inspiration. In Mary’s case, Gabriel carried this breath of the spirit from God to place it into her. We must also add however that we do not know anything about the nature of the spirit, neither when it refers to Gabriel himself, nor when it has a different connotation. Both belong to the realm which is beyond our perception. We simply try to understand the relevant text in the two surahs and consider that the usage differs in each case. (Sayyid Qutb, In the Shade of the Quran, Surah 19, s. 270 in https://archive.org/details/in-the-shade-of-the-quran/019%20%D9%85%D8%B1%D9%8A%D9%85%20Maryam%20%28Maryam%29/page/269/mode/2up?view=theater (besucht: 03/05/2023).

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