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Wie reagiert man richtig auf den Kalifen Jesus? – Jesus als Gottes Gesandten und Stellvertreter erkennen

  • kesfetmekursu
  • 13. Okt.
  • 16 Min. Lesezeit
Grünes Smiley, rotes neutrales Gesicht, rotes trauriges Gesicht auf kariertem Papier. Blaues Häkchen im zweiten Kästchen.
Richtig auf Kalifen Jesus reagieren

Beim Jüngsten Gericht wählt Allah Jesus als Fürsprecher aus (Maide 5:109). Rekapitulierend zählt Allah die Gnaden auf, die Jesus während seines irdischen Dienstes erwiesen wurden (Maide 5:110). Da Jesus vor Gott dem Kalifen Adam gleicht (Al-i Imran 3:59), können wir Allahs Vorstellung von Jesus beim Jüngsten Gericht als Proklamation zum Kalifen in der zweiten Schöpfung einordnen. Genau wie damals bei Adam gibt Allah auch Jesus Gnadenerweise, die ihn gegenüber den anderen Gesandten auszeichnen und zum Kalifenamt befähigen: Dies sind die Empfängnis durch Einblasung von Allahs Geist in Maria, die Stärkung durch den Ruhu’l Qudüs, der Empfang der allumfassenden Offenbarung Allahs sowie die Erlaubnis zum Wirken von Wundern, die Allah vorbehalten sind (Maide 5:110).


Zwei mögliche Reaktionen auf Allahs Kalifen

Der Koran beschreibt zwei mögliche Reaktionen auf die Proklamation Adams als Kalif Allahs: Die Engel reagieren korrekt, indem sie sich in Gehorsam vor dem Kalifen Adam niederwerfen. Satan hingegen reagiert falsch, weil er sich überheblich weigert, vor Adam niederzufallen. Ihre Entscheidungen basierten auf ihrer jeweiligen Einordnung der Gnadenerweise Allahs: Adam wurde mit Allahs Geist ausgestattet und nahm an Allahs Handeln beim Benennen aller Dinge teil. Satans falsche Reaktion – er sieht den Menschen nur als geformten Lehm (Araf 7:12) – hatte damals drastische Konsequenzen. Seither steht Satan unter Allahs Fluch (Sad 38:77f.): ‘Allah sagte: "Dann geh aus ihm [dem Paradies] hinaus! Du bist (von jetzt ab) verflucht. Mein Fluch wird auf dir liegen bis zum Tag des Gerichts."


Im letzten Beitrag behandelten wir die Frage, wie man sich gegenüber dem letzten Kalifen Allahs, Jesus, falsch verhält. Der Koran zeigt am Beispiel der Kinder Israels, dass die Ablehnung der klaren Beweise Jesu und überhebliche Angriffe auf seine erhöhte Position schon während seines irdischen Lebens nicht zum Ziel führten. ‘... und (damals) als ich die Kinder Israel von dir zurückhielt (so daß sie dir nichts anhaben konnten) als du mit den klaren Beweisen (baiyinaat) zu ihnen kamst, worauf diejenigen von ihnen, die ungläubig waren, sagten: "Das ist ganz offensichtlich Zauberei"’ (Maide 5:110).

Auch wenn dies im Kontext von Maide 5:110 nicht weiter ausgeführt wird, müssen wir aufgrund anderer Koranverse davon ausgehen, dass die Konsequenzen für die falsche Einordnung von Allahs auserwähltem Kalifen beim Jüngsten Gericht noch viel drastischer ausfallen werden: ‘... Und wenn dann (später) von mir eine rechte Leitung zu euch kommt (habt ihr euch zu entscheiden). Wer dann meiner rechten Leitung folgt, geht nicht (mehr) in die Irre und wird (dereinst) nicht unglücklich. Wer sich aber von meiner Mahnung abwendet, soll (im Diesseits) einen kümmerlichen Lebensunterhalt haben. Und am Tag der Auferstehung werden wir ihn’ bestrafen. Allah sagt: "So (ist es in Ordnung). Unsere Zeichen sind zu dir gekommen, und da hast du sie vergessen. Ebenso wirst du heute vergessen. So vergelten wir dem, der nicht maßhält und an die Zeichen seines Herrn nicht glaubt. Und die Strafe des Jenseits ist schwerer und nachhaltiger.’ (TaHa 20:123-127).

In diesem Blog wollen wir uns mit der angemessenen Reaktion auf Jesus als Kalifen der zweiten Schöpfung befassen.


Bedeutung für alle Menschen

Die Reaktion auf Jesus ist für Allah von außerordentlicher Bedeutung. Das schließen wir aus der Erwähnung dieses Themas durch Gott beim Jüngsten Gericht. Das geschieht vor versammelter Schar aller Gesandten Allahs (Maide 5:109). Und vermutlich aller ihrer Nachfolger. Es geht also nicht nur darum, wie die Menschen zur Zeit Jesu auf ihn reagiert haben, sondern auch darum, wie die nachfolgende Menschheit in ihrer Gesamtheit auf Jesus reagiert hat. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Reaktion auf Jesus nicht nur seine unmittelbaren Nachfolger betrifft, ist die Behauptung der Jünger, „gewiss Muslime” oder „Gottergebene” zu sein (Maide 5:111). Hier wird also betont, dass der Glaube an Allah und seinen Gesandten Jesus das Kennzeichen eines wahren Muslims ist und nicht nur Jesus-Nachfolger oder Christen betrifft. Ein wahrer Gottergebener zeichnet sich aus durch korrekte Reaktion auf den Stellvertreter Allahs in der zweiten Schöpfungsordnung. Diese Ansicht wird durch Jesu Bitte „... Sende uns vom Himmel einen Tisch herab, der (mit seinem Mahl) für uns von jetzt an bis in alle Zukunft [für den Ersten von uns und für den Letzten von uns] eine Feier [`ied] und ein Zeichen von dir sein wird! ...’ (Maide 5:114) untermauert. Wahre „Gottergebene” (Maide 111f.) nehmen demnach an der sich „von jetzt an bis in alle Zukunft” ständig wiederholenden Feier des Himmelstisches teil. Die Reaktion der Jünger Jesu wird in Maide 5:109–120 bewusst allgemein im Sinne von Gottergebenen (Muslimen) behandelt und nie auf die Ausübung einer spezifischen Religion (z. B. das Christentum) eingeengt. Später werden wir weitere Indizien finden, die die Ansicht unterstützen, dass der Glaube an Allah und Jesus als seinen Gesandten für alle „gläubigen” Menschen gilt.


Reaktion während des irdischen Lebens ist entscheidend

Aus Maide 5:111–115 geht weiterhin eindeutig hervor, dass die Anerkennung Jesu als Allahs Kalif nicht erst beim Jüngsten Gericht erfolgt, sondern sich bereits zu Lebzeiten manifestiert. Die Kinder Israels lehnten Jesus „damals” als Magier ab, wohingegen seine Jünger ihm „damals” ihre Ergebenheit bezeugten. Richtiges Verhalten gegenüber Jesus zeigt sich demnach bereits zu Lebzeiten, nämlich dadurch, wie man auf die klaren Beweise reagiert, die Jesus mit Allahs Erlaubnis vortrug, und auf die Tatsache, dass Gott ihn zeitlebens mit dem Heiligen Geist stärkte (Bakara 2:253): ‘... Jesus, Marias Sohn, gaben Wir die klaren Beweiszeichen [baiyinaat], und Wir unterstützten ihn mit dem Heiligen Geist’ (Azhar). ‘Und wenn Allah gewollt hätte, hätten diejenigen (die in den Generationen) nach ihnen (lebten) einander nicht bekämpft, nachdem sie die klaren Beweise (baiyinaat) erhalten hatten. Aber sie wurden uneins. Die einen von ihnen waren gläubig, die anderen ungläubig. Und wenn Allah gewollt hätte, hätten sie einander nicht bekämpft. Aber Allah tut, was er will.’ Eigentlich hätten die Beweise zur korrekten Entscheidung ausgereicht, aber Allah ließ zu, dass Gläubige und Ungläubige sich über die Bedeutung dieser klaren Beweise stritten und uneins wurden. Indem Allah nicht korrigierend in die Weltgeschichte eingriff, überließ er den Menschen die Verantwortung, sich in diesem Streit richtig zu entscheiden. Allerdings wurden die Menschen schon gewarnt: ‘Diejenigen, die verheimlichen, was wir an klaren Beweisen (baiyinaat) und Rechtleitung hinabgesandt haben, nachdem wir es den Menschen in der Schrift klargemacht haben, werden von Allah verflucht und von (allen) denen, die (überhaupt) verfluchen (können), ausgenommen diejenigen, die umkehren und sich bessern und klarmachen (was ihnen geoffenbart worden ist, anstatt es zu verheimlichen). Ihnen wende ich mich (gnädig) wieder zu. Ich bin ja der Gnädige (tauwaab) und Barmherzige. (Jedoch) auf denen, die ungläubig sind und in diesem Zustand sterben, liegt der Fluch Allahs und der Engel und der Menschen insgesamt. (Sie werden zum Höllenfeuer verdammt) um (ewig) darin zu weilen, ohne daß ihnen Straferleichterung oder Aufschub gewährt wird.’ (Bakara 2:159-162). Beim Jüngsten Gericht wird die irdische Reaktion auf Allahs Zeichen beurteilt und entsprechend geurteilt. Das gilt insbesondere auch für die Reaktion aller Gläubigen auf den von Gott auserwählten Kalifen Jesus.


Allah bestimmt korrekte Reaktion auf Jesus

Beim Jüngsten Gericht verkündet Allah unwiderruflich, wie die Menschen während ihres irdischen Lebens auf die klaren Zeichen hätten reagieren sollen, die Jesus mit Allahs Erlaubnis gewirkt hat: ‘... Und ich werde bewirken, daß diejenigen, die dir [Jesus] folgen, den Ungläubigen bis zum Tag der Auferstehung überlegen sind. Dann (aber) werdet ihr (alle) zu mir zurückkehren. Und ich werde zwischen euch entscheiden über das, worüber ihr (im Erdenleben) uneins waret’ (Al-i Imran 3:55). Es ist diese endgültige Entscheidung Allahs bezüglich Jesus, die wir in den vor uns liegenden Versen (Maide 5:109-120) zu erfassen versuchen. Wie kann man also gemäß Allah „gläubig” auf Jesus reagieren? Seine Antwort lautet wie folgt: ‘Und (damals) als ich den Jüngern eingab: "Glaubt an mich und an meinen Gesandten!" Sie sagten: "Wir glauben. Bezeuge, daß wir (dir) ergeben (muslimuun) sind!"’

Vom Kontext her handelt es sich um einen weiteren Punkt in der Liste von Allahs Gnadenerweisen an Jesus, der wie alle vorhergehenden mit ‘ve iż’’, ‘und (damals) als ...’ eingeführt wird. Es mutet zunächst eigenartig an, dass Allah vor der Versammlung aller seiner Gesandten (Maide 5:109) so allgemein vom „Gesandten” spricht. Verschiedene Gruppen könnten unter dem Gesandten, an den man glauben soll, verschiedene Personen verstehen. Muslime den Gesandten Mohammed, Christen Jesus und Juden Moses oder einen der anderen Propheten. Nach der Wahl Jesu als Fürsprecher aus allen anderen Gesandten (Maide 5:109), der engagierten Zusammenfassung von Jesu Leben in Maide 5:110 und der daraus resultierenden Proklamation Jesu als Allahs Stellvertreter in der zweiten Schöpfung kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, dass Allah damit ausschließlich Jesus meint.1 Korrekte Reaktion auf Jesus bedeutet, an Allah und seinen Gesandten, Jesus, den Kalifen der zweiten Schöpfung zu glauben.

Blaue Malerei zeigt einen sitzenden Mann, einen fliegenden Engel, einen Fluss und einen liegenden Körper. Farbintensiv mit Wolkenhintergrund.
Korrekte und falsche Reaktion auf Allahs Kalifen

Wieder hilft uns der Kontext, die Tragweite dieser Aussage Allahs richtig einzuordnen. Die Erwählung Jesu aus allen anderen Gesandten (Maide 5:109) und die Ausrüstung zur Ausübung des Kalifenamtes, wie damals Adam (Al-i Imran 3:59), geben diesem Befehl Allahs außerordentliches Gewicht. Nur wer wie die Jünger bezeugen kann: ‘Wir glauben. Bezeuge, dass wir (dir) ergeben (muslimuun) sind!’ kann sich in Wahrheit Muslim nennen und beanspruchen, sich Allahs Willen vollumfänglich untergeordnet zu haben. Wer diesen Glauben an Jesus als Kalifen der zweiten Schöpfung nicht hat, kann nicht auf Jesu Fürsprache beim Jüngsten Gericht hoffen. Jesus wird nur für diejenigen, die an sein Kalifenamt glauben, bezeugend Fürsprache einlegen (siehe Maide 5:118).


Wie damals bei Adam, als Allah bestimmte, dass korrekte Reaktion auf seinen Kalifen gehorsame Unterwerfung bedeute, so auch bei Jesus: Allah bestimmt, dass korrekte Reaktion auf Jesus bedeutet, ihn als Allahs Kalifen in der zweiten Schöpfung zu akzeptieren, das heisst an Gott und seinen Gesandten Jesus zu glauben.


Allah ‘offenbart’

Schon in Al-i İmran 3:52-53 wird beschrieben wie Jesus sich zu Lebzeiten nach Helfern umschaute: ‘Wer sind meine Helfer (auf dem Weg) zu Allah (man ansaarie ilaa llaahi) ?’ Aus der Sicht der Jünger wird dort berichtet, was daraufhin geschah: ‘Die Jünger sagten: "Wir sind die Helfer Allahs. Wir glauben an ihn. Bezeuge, daß wir (ihm) ergeben (muslim) sind! Herr! Wir glauben an das, was du (als Offenbarung) herabgesandt hast und folgen dem Gesandten. Verzeichne uns unter der Gruppe derer, die (die Wahrheit) bezeugen!"’

In Maide 5:111 gibt uns Allah ergänzend dazu Einblick in Seinen Eigenen Beitrag zur Gewinnung von Helfern für Jesus: ‘Und (damals) als ich den Jüngern eingab: "Glaubt an mich und an meinen Gesandten! ..."’ (Maide 5:111).

In Übereinstimmung mit Al-i Imran 3:53 wird auch hier kurz und prägnant beschrieben, wie sich die Jünger verhielten: ‘Sie sagten: "Wir glauben. Bezeuge, daß wir (dir) ergeben (muslimuun) sind!"’ Allahs Gnadengabe an Jesus und schließlich auch an die Jünger ist, dass Er ihnen „eingab”, zu glauben. Die Übersetzung ‘eingab’ wird dem hier berichteten Geschehen jedoch kaum gerecht. Das Wort, das hier mit ‘eingab’ übersetzt wird, bedeutet eigentlich ‘Offenbarung’ (evhaytu; v-h-y). Eine genauere Übersetzung lautet: ‘Erinnert euch, als Ich den Aposteln offenbarte’ an Mich und an Jesus als Meinen Kalifen in der zweiten Schöpfung zu glauben.


Das Wort ‘offenbaren’ wird im Wörterbuch als ‘schnell und heimlich sagen, hinweisen, inspirieren’ erklärt und bedeutet wörtlich ‘Gottes geheime Offenbarung eines Befehls, eines Urteils oder einer Information an seinen Gesandten’.2 Dabei gibt es drei verschiedene Formen des Offenbarens:3

(i) Das göttliche Wort wird als geistiger Eindruck im Herzen erfahren.

(ii) Gott wird als durch einen Vorhang sprechend wahrgenommen.

(iii) Eine göttliche Botschaft wird durch einen Boten (normalerweise einen Engel) überbracht.

 Gemäß islamischer Gelehrter ist die erste Art der Offenbarung – das göttliche Geheimnis als geistiger Eindruck im Herzen – ‘... nicht nur den Propheten vorbehalten, sondern umfasst auch die Inspiration in den Herzen derer, die Er will’4. Auch wenn einige Gelehrte davon ausgehen, dass Gottes Offenbarung durch Jesus an die Jünger überbracht wurde (was Punkt (iii) entspräche), wird in dem vorliegenden Vers doch sehr deutlich, dass Allah persönlich die richtige Überzeugung in den Jüngern wirkte (also Punkt (i)): ‘als ich den Jüngern eingab’. Dieser Sachverhalt wird durch den Kontext noch untermauert, denn die Gewinnung von Helfern ist ein weiterer Gnadenerweis Allahs an Jesus (siehe Maide 5:110–111)5, aber keine Aufgabe, die Jesus mit Allahs Erlaubnis ausführte. Jesu Aufgabe ist es dann, den Jüngern durch eine gezielte Frage – ’Wer sind meine Helfer zu Allah?’ – zu helfen, die durch göttliche Offenbarung gewonnene Erkenntnis zu formulieren und in die Tat umzusetzen.


Ein Blick ins Evangelium hilft die vorliegende Szene besser zu verstehen. Auch dort lässt Gott den Jüngern auf direktem Wege Inspiration zukommen, die ihnen dabei hilft, an Jesus als Gesandten Gottes zu glauben (siehe Markus 8:27–30; Matthäus 16:13–20; Lukas 9:18–21; Johannes 6:67–69). Jesus bezeugt diesen Sachverhalt mit den Worten: ‘Selig bist du, Simon [Petrus], Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart [ἀπεκάλυψέν], sondern mein Vater im Himmel [d.h. Allah]’ (Matthäus 16:17). Auch hier ist die Erkenntnis, dass Jesus der Messias ist, durch Offenbarung von Allah gewirkt. Jesus provoziert die Formulierung dieser durch Inspiration gewonnenen Erkenntnis, indem er die Frage stellt: ‘Wer, sagen die Leute, dass ich sei?6. Die Jünger antworten, dass die Leute in Jesus einen der bereits verstorbenen Propheten sehen (Johannes der Täufer, Elia oder einen der Propheten). Als Jesus die Jünger fragt, was sie selbst antworten würden, äußert Petrus das berühmte Bekenntnis: ‘Du bist der Christus [Messias], des lebendigen Gottes Sohn!' (Matthäus 16:16)7. Jesus reagiert begeistert: 'Selig bist du, Simon [Petrus], Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel [d. h. Allah]' (Matthäus 16:17). In diesem Bericht finden wir denselben Ablauf wie er in Al-i Imran 3:52f. und in Sure 5:111 beschrieben wird. Jesus provoziert die Antwort mit seiner Frage, aber es ist Gott, der den Jüngern durch Offenbarung die richtige Erkenntnis und die richtige Antwort eingibt. ‘Du bist der Christus [Messias], des lebendigen Gottes Sohn!' Genau wie in der Sure Maide werden auch im Evangelium zwei Reaktionen auf Jesu Identität verglichen: Die Juden erkennen Jesus nicht als Messias an, sondern glauben, er sei bloß die Reinkarnation eines früheren Propheten oder gar mit dem Teufel im Bunde (Markus 3:11; Matthäus 12:24), ganz wie im Koran festgehalten: ein Zauberer (Maide 5:110). Deshalb wenden sie sich von Jesus ab (Joh. 6:66). Dem wird die Reaktion der Jünger gegenübergestellt. Sie erkennen Jesus als den, der er wirklich ist, nämlich als ‘Messias’ und ‘Gottes Sohn’. ‘Gottes Sohn’ bezeichnet den Gott repräsentierenden König aus der Familie Davids (siehe 2 Samuel 7:12–16; Lukas 1:32), aber keinesfalls einen biologischen Nachkommen Gottes. Auf Grund dieser von Gott offenbarten Erkenntnis bleiben die Jünger bei Jesus (Joh. 6:68) und werden so zu seinen ‘Helfern zu Allah’ (Al-i Imran 3:52). Gemäß dem Evangelium ist der Inhalt dessen, was Allah den Jüngern offenbart hat (Matthäus 16:17, vergl. Maide 5:111), die Identität Jesu als Messias nach dem Vorbild von König David. Wie im letzten Blogbeitrag bereits aufgezeigt, ist der Messias Gottes Repräsentant in dessen Königreich, das mit Jesus beginnt und in der zweiten Schöpfungsordnung vollendet wird (siehe die Bezeichnung ‘Menschensohn’ für Jesus und deren Beschreibung in Daniel 7:13 ff.). Die Kombination der Begriffe „Messias” und „Gottes Sohn” im Evangelium bezieht sich also auf dieselbe Identität Jesu, die in Maide 5:110-111 beim Jüngsten Gericht allen Menschen gezeigt wird. Allahs Offenbarung an die Jünger wie sie im Evangelium beschrieben ist (Markus 8:27–30; Matthäus 16:13–20; Lukas 9:18–21; Johannes 6:67–69), und wie sie sich auch aus dem Kontext von Maide 5:111 ergibt, lautet: Jesus ist der Stellvertreter Gottes in der zweiten Schöpfung.8 Und sowohl im Evangelium als auch im Koran fordert Gott von allen seinen ergebenen Gläubigen, dass sie diese Tatsache bezeugen und entsprechend im Gehorsam gegenüber diesem auserwählten Gesandten Allahs leben.


Menschen beten kniend auf einem sandigen Feld, während eine stehende Person zuschaut. Die Farben sind überwiegend Erdtöne.
Gott fordert anbetenden Gehorsam gegenüber seinem Kalifen

Ist es der außerordentliche Inhalt der Botschaft – Jesus ist der Stellvertreter Allahs in der zweiten Schöpfung –, der eine direkte Offenbarung Allahs an die Jünger erforderlich macht? Zeichenhaft deutet das Tun und Sein des irdischen Jesus auf seine Funktion als Gottes Stellvertreter in der zukünftigen zweiten Schöpfungsordnung hin. Als Zeichen hätte es zum Glauben gereicht (Sure 2:253). Trotzdem nimmt Jesus diese erhöhte Position erst bei seiner Auferstehung und Rückkehr zu Allah vollständig ein (Al-i Imran 3:59; Maide 5:109–120). Da das Leben Jesu ein Zeichen ist, das interpretiert werden muss, kann es selbst von gläubigen Menschen während ihres irdischen Lebens leicht übersehen oder falsch interpretiert werden. Auf Erden kann man daran zweifeln, ob Jesus wirklich in die Stellung des Kalifen Allahs erhöht worden ist oder ob seine Zeichenhandlungen ihn nur als Magier oder gewöhnlichen Propheten ausweisen. Diese selbst erlebten Zweifel formulieren die Jünger im nahen Kontext (Maide 5:112–113): "Wir begehren davon zu essen, und unsere Herzen sollen in Frieden sein, und wir wollen wissen, daß du Wahrheit zu uns gesprochen hast, und wollen selbst davon Zeugen sein" (Maide 5:113; Ahmadeyya).

Im Evangelium äußern zwei Jünger, die nach Jesu Tod auf dem Weg nach Emmaus waren, ähnliche Zweifel: ‘Sie aber sprachen zu ihm [dem auferstandenen Jesus ohne ihn zu erkennen]: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde [d.h. der Messias, der Kalif Allahs sein würde]. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist’ (Lukas 24:19-21). Diese Jünger akzeptieren Jesus auch nach seinem Tod am Kreuz dank seiner mächtigen Taten und Worte nach wie vor als Propheten. Woran sie zweifeln, ist seine Stellung als Messias, als Erlöser Israels. Ihre Vorstellung ist zu irdisch. Deshalb brauchen sie Unterstützung, um zu glauben, dass Jesus wirklich der Stellvertreter Gottes in der zweiten Schöpfungsordnung sein wird. Jesus führt ihnen einerseits durch Belehrung vor Augen, dass ihre Zweifel fehl am Platz sind und er trotz seines Todes am Kreuz wirklich der Messias ist: ‘O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus [d.h. Messias] dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war’ (Lukas 24:25-27). Andererseits half ihnen Jesu Verhalten beim gemeinsamen Abendessen, ihn als den auferstandenen und von Allah gerechtfertigten Messias zu erkennen: ‘... Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen’ (Lukas 24:28-30). Durch diese Zeichenhandlung öffnete Jesus ihnen die Augen für seine messianische Identität (Lk 24:31). Danach wurden sie sofort Zeugen der erkannten Wahrheit (siehe Maide 5:112 und Lukas 24:33–35): ‘Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, da er das Brot brach.’ Es ist Jesu Brechen des Brotes, dass sie an den Tisch vom Himmel erinnert und in ihnen den notwendigen Glauben wirkt und sie zu Zeugen werden lässt. Doch darauf wollen wir in den nächsten Beiträgen näher eingehen.


Zunächst halten wir fest, dass Gott durch innere Offenbarung sicher stellt, dass Jesu Zeichenhandlungen, die auf seine Stellung als Kalifen Allahs in der zweiten Schöpfungsordnung hinweisen, von seinen Jüngern bereits im Diesseits korrekt verstanden werden. Trotz der „klaren Zeichen“, mit denen Jesus auftrat, braucht es Allahs zusätzliche eigenhändige Offenbarung an die Jünger, um die Zeichen richtig zu deuten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Weil Jesu Leben und Wirken zeichenhaft auf eine Realität in der zweiten Schöpfungsordnung hinweisen, werden sie von Allah mit besonderer Offenbarung und unterstüzenden Zeichen (Tisch vom Himmerl) an wahre Muslime weitergegeben. Allah setzt alles daran, dass Muslime Jesus als den Khalifen Gottes in der zweiten Schöpfungsordnung erkennen und deshalb mit gehorsamer Hingabe an Gott und seinen Gesandten Jesus reagieren. Es liegt nicht am Unvermögen der Jünger, einfältig und ohne Zweifel an Allah und seinen Gesandten zu glauben, wie es alle anderen Nachfolger gegenüber ihren jeweiligen Gesandten tun. Vielmehr ist es die Herausforderung des von wahren ‘Muslimen’ erwarteten Glaubens, in Jesus den Stellvertreter Allahs in der zweiten Schöpfungsordnung zu erkennen, was Allahs direkte Offenbarung notwendig macht. Es ist dieser unerhörte Anspruch Jesu, der erst in Zeichenform erfasst werden kann, welcher sie zögern lässt und weshalb sie sich in jeder Hinsicht abzusichern versuchen. ‘... Wir wollen davon essen, und unsere Herzen sollen beruhigt sein, und wir wollen wissen, daß du in Wahrheit zu uns gesprochen hast, und wollen selbst dafür Zeugnis ablegen’ (Maide 5:113; M.A. Rassoul).


Wie reagiert man richtig auf den Kalifen Jesus?

Wie reagiert man richtig auf den Kalifen Jesus? Wahre „Muslime”, das heißt Menschen, die sich wirklich Gott ergeben haben, glauben bereits auf dieser Erde, dank der von Allah gewirkten Offenbarung, zuerst an Allah, aber dann auch an Jesus als den Stellvertreter Gottes in der zweiten Schöpfung. Wahre Ergebenheit an Gott, das heißt wahrer Islam, bedeutet gemäß Allahs Zusammenfassung vor allen Seinen Gesandten und deren Anhängern (siehe Maide 5:109ff.): „Entscheide dich zu Lebzeiten als Antwort auf Allahs persönliche Offenbarung und die Jesus erwiesenen Gnaden, einschließlich seiner klaren Beweise, an Allah und an Jesus als Seinen Kalifen in der zweiten Schöpfung zu glauben und ergib dich diesem Kalifen in absolutem Gehorsam.” Wahrer Islam definiert sich nicht über die Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe – sei es Juden, Christen, Muslime oder irgendeine andere Religionsgemeinschaft –, sondern zeigt sich in der Haltung gegenüber Allah und seinem Kalifen Jesus. Dass die Gesandten Gottes nicht je nach Volk und geschichtlichem Abschnitt variieren, wird durch die folgende Szene beim Jüngsten Gericht deutlich: Aus allen Gesandten Gottes – und vermutlich vor den Augen all ihrer Nachfolger – wird ausschließlich Jesus zum Stellvertreter Gottes auserkoren. Seine Jünger werden als nachzuahmendes Beispiel für alle Anwesenden herausgestellt.9 So wie die Jünger auf Jesus reagiert haben, sollen alles Gottergebenen Menschen auch reagieren.



1 Einige Ausleger versuchen den hier erwähnten Gesandten mit Muhammed in Verbindung zu bringen, so z.B. Elmalılı Muhammed Hamdi im Zusammenhang mit Al-i Imran 3:53: ‘Der Ausdruck „er-resûl“ (Prophet) im Satz „Wir sind dem Propheten gefolgt“ wird im Allgemeinen als Jesus Christus verstanden. Elmalılı Muhammed Hamdi stellt eine Verbindung zwischen diesen Versen und einem Zitat von Johannes dem Täufer aus dem Evangelium her und weist darauf hin, dass das Wort er-resûl hier auch den Propheten Mohammed umfasst oder auf ihn hinweist’ (Kur'an Yolu Tefsiri Cilt: 1 Sayfa: 580ff.)


2 YUSUF ŞEVKİ YAVUZ, "VAHİY", TDV İslâm Ansiklopedisi, https://islamansiklopedisi.org.tr/vahiy#1 (26.05.2023).


3 YUSUF ŞEVKİ YAVUZ, "VAHİY", TDV İslâm Ansiklopedisi, https://islamansiklopedisi.org.tr/vahiy#1 (26.05.2023).


4 YUSUF ŞEVKİ YAVUZ, "VAHİY", TDV İslâm Ansiklopedisi, https://islamansiklopedisi.org.tr/vahiy#1 (26.05.2023). Basierend auf Elmalılı und Mustafa Abdurrâzık.


5 So z.B. Sayyid Qutb, In the Shade of the Quran, ss. 1337f.: ‘Another reminder to Jesus speaks of how God inspired the disciples to believe in Him and His Messenger …. All these were favours God, out of His grace, gave to Jesus to serve as clear proof of his status and message.’


6 Oder wie im Johannesevangelium berichtet, mit der Frage: ‘Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen?’ (Joh. 6:66f.) Diese Frage ist in näherer Übereinstimmung mit der Frage in Al-i Imran 3:52: ‘Wer sind meine Helfer (auf dem Weg) zu Allah (man ansaarie ilaa llaahi) ?


7 Oder wie Johannes berichtet: ‘Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes’ (Joh. 6:68f.).


8 Das Zusammenspiel von der Bezeichnung ‘Allahs Gesandte’ (resul) mit ‘Messias’ im Zusammenhang mit Jesus ist uns bereits aus Nisa 4:157-159 bekannt. Dort behaupten die Juden ‘Christus [d.h. Messias] Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet’ zu haben. Wie bei der Behandlung dieser Stelle herausgearbeitet, handelt es sich bei dieser Auseinandersetzung der Juden mit Mohammed um die Messianität Jesu. In Vers 159 wird die Bezeichnung Messias trotzdem nicht repetiert, sondern nur der Glauben an ‘ihn’ als heilsnotwendig gefordert: ‘Und es gibt keinen von den Schriftbesitzern, der nicht vor seinem Tod doch den Iman an ihn [Jesus] verinnerlichen wird. Und am Tag der Auferstehung wird er gegen sie Zeuge sein’ (Nisa 4:159; Zaidan). Einige Übersetzter lesen den Titel ‘Gesandter’ aber nicht ‘Messias’ in Vers 159 hinein: ‘Unter den Schriftbesitzern gibt es keinen, der nicht vor seinem Tod an ihn glaubt und erkennt, daß er Gottes Gesandter ist. Am Jüngsten Tag wird er als Zeuge erscheinen und die Wahrheit über sie aussagen’ (Azhar).


9 Diese Vorbilds Funktion der Jünger besonders für Muslime wird auch in Saff 63:14 betont: ‘O die ihr glaubt, seid Allahs Helfer, wie Jesus, Sohn der Maria, zu den Jüngern sprach: "Wer sind meine Helfer für Allah?" Die Jünger sprachen: "Wir sind Allahs Helfer." So glaubte ein Teil von den Kindern Israels, während ein Teil ungläubig blieb. Da verliehen Wir denen, die glaubten, Stärke gegen ihren Feind, und sie wurden siegreich.

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