top of page

Hauptthema in Nisa 4:156-159: Messianität von Jesus

  • kesfetmekursu
  • 9. Apr. 2024
  • 33 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Juni 2024


Judaism vs. Christianity using icon examples TheresaTibbetts/DiitalVisionVectors/Getty Images

Die Betrachtung des Kontexts von Nisa 4:156-159 im letzten Blog hat folgendes gezeigt:- Die Verse werden in einer Auseinandersetzung zwischen Muhammed mit Juden gesprochen.- Zur Verteidigung der Zweifel der Juden am göttlichen Ursprung von seinen Offenbarungen folgt Muhammed einer Argumentationslinie ähnlich derer von Stephanus in Apostelgeschichte 7.- So wie Stephanus nicht wirklich sich selber verteidigt, sondern vielmehr den Anspruch Jesus, der von Gott bestätigte Messias zu sein, scheint auch Muhammed weniger sich selbst als vielmehr Jesu Rolle in Gottes Offenbarungsgeschichte zu verteidigen.

Wie genau Muhammed Jesu Rolle in Gottes Offenbarungsgeschichte versteht, interessiert uns daher sehr. Im vorliegenden Blog wenden wir uns der Frage zu, wie Muhammed Jesus gegenüber den Juden verteidigt. Was genau ist das Hauptthema der Auseinandersetzung in der im Koran festgehaltenen Diskussion zwischen Muhammed und den Juden in Nisa 4:156-159? Die gängige Antwort von muslimischen Exegeten auf diese Frage ist, dass es um die Art von Jesu Abberufung von der Erde geht: Jesus ist nicht am Kreuz gestorben, wie von den Juden behauptet, sondern von Gott auf wunderbare Weise vor dem Tod bewahrt und in den Himmel zu Gott in Sicherheit gebracht worden. Meiner Ansicht nach wird diese Antwort weder dem Kontext noch dem Inhalt der vorliegenden Verse gerecht.

Betrachten wir die Auseinandersetzung zum Thema Jesus (Nisa 4:156-159) genauer, fällt auf, dass sie in aus anderen Quellen bekannten Bahnen ähnlicher Diskussionen zwischen Christen und Juden verläuft. Der Hauptpunkt, der Juden von Christen trennt, ist ihre jeweilige Beurteilung des Anspruchs Jesu, der von Gott bestätigte Messias zu sein. Während die Christen diesen Anspruch voll unterstützen – das Wort ‘Christ’ ist das Griechische Äquivalent für ‘Messiasnachfolger’ –, lehnen die Juden einen solchen Anspruch vehement ab. Wie aus frühen Zeugnissen von Christen und den Referenzen bezüglich Jesus im Talmud hervorgeht1, beruhte die jüdische Ablehnung von Jesu Anspruch, der Messias zu sein, hauptsächlich auf den folgenden Kritikpunkten:

i) Seine aussereheliche Geburt: Jesus ist das Produkt einer illegitimen ausserehelichen Beziehung von Maria und einem römischen Soldaten. Er stammt damit väterlicherseits nicht von König David ab – dies wird von der Tevrat für den Messias vorausgesetzt –, und kann deshalb nicht der Messias sein. Die Christen vertuschen diese schamvolle Wahrheit mit der Lüge der Jungfrauengeburt;

ii) Jesu Tod am Kreuz: Jesu Wunder beweisen, dass er ein Scharlatan und Magier war, der deshalb basierend auf dem göttlichen Gesetz als gerechte Strafe das Todesurteil erlitt; Jesu Tod am Kreuz entlarvt ihn als Gottverfluchter und beweist, dass er nicht der von Gott erwählte und bevollmächtigte Messias sein kann.

iii) Keine Auferstehung und Erhöhung: Juden werfen den Jüngern vor, unhaltbare Geschichten über Jesu Auferstehung und Erhöhung zu Gott erfunden zu haben, wobei Jesus in Wirklichkeit nicht auferstanden sei sondern ewig in der Hölle schmoren werde.2 Jesus wurde auch nach seinem schmachvollen Tode nicht von Gott als Messias gerechtfertigt.

Disputation between Jewish and Christian Theologians   License: Public domain   Usage terms: Public domain

Interessanterweise sind es ausgerechnet diese aus jüdisch-christlichen Streitgesprächen bekannten Themen, die in der Diskussion zwischen Muhammed und den Juden in Nisa 4:156-159 bezüglich Jesus zur Sprache kommen: i) Aussereheliche Geburt: ‘und weil sie [die Juden] ungläubig waren und gegen Maria eine gewaltige Verleumdung vorbrachten’ (Nisa 4:156). ii) Tod als gerechte Strafe: ‘und (weil sie [die Juden]) sagten: ‘Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet. …’ (Nisa 4:157). iii) Keine Auferstehung und Erhöhung: ‘… Und diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, gehen vielmehr Vermutungen nach. Und sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet. Nein, Allah hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben. Allah ist mächtig und weise’ (Nisa 4:157-158).


Wie wir gleich derlegen werden, ist die Absicht der Juden bei jedem der drei vorgebrachten Punkte in Nisa 4:156-158 Jesu Messianität in Frage zu stellen:

i) Gewaltige Verleumdung gegen Maria (Nisa 4:156): Gemäss der auf die Torah basierten Erwartungen der Juden bezüglich des Messias muss dieser väterlicherseits vom Geschlecht Davids kommen (siehe z.B. Jesaja 11:1-16): ‘Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen’ (Jesaja 11:1). Das ‘Reis’ und der ‘Zweig’ stehen für den Messias, wie der Kontext klar macht; Isais ist der Vater von König David. Nach 2. Samuel 7:12b wird noch spezifiziert, dass dieser Spross als Nachkomme aus Davids ‘Leibe’ kommen werde:

‘Wenn nun deine [d.h. Davids] Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.’ (2. Samuel 7:12-13).

Juden lehnen den christlichen und islamischen Glauben an Jesu Jungfrauengeburt ab. Sie werfen Maria Untreue in der Ehe vor. Die Verleumdung gegen Maria durch die Juden lautet gemäss dem Talmud: ‘Maria war eine Hure und ihr Sohn ein Bastard’3 mit nicht-jüdischem Vater. Juden behaupteten, Maria habe ihren wirklichen Ehemann mit einem Liebhaber hintergangen, und Jesus soll als uneheliches Kind, möglicherweise von einem römischen Soldaten gezeugt, auf die Welt gekommen sein.4 Folglich stamme Jesus väterlicherseits sicher nicht aus König Davids Geschlecht ab, und erfülle damit nicht einmal die Grundvoraussetzung, um sich für den Titel ‘Messias’ zu qualifizieren. Der wahre Sachverhalt werde mit der Lügengeschichte von der Jungfrauengeburt von Christen vertuscht. Schlimmer noch, mit dieser von Christen vorgetragenen unhaltbaren Lüge würden Juden hinterlistig irregeführt zu glauben Jesus sei der Messias.5 Als uneheliches Kind6 kann Jesus aber unmöglich zum Zentrum der neuen, von Gott gegründeten, Messianischen Gemeinde erkoren werden.

Meryem

Muslimische Ausleger stimmen darin überein, dass der Ausdruck “gewaltige Verleumdung gegen Maria” im Zusammenhang mit der Empfängnis und Geburt von Jesus stehe und beinhalte, dass Jesus als Frucht ihrer ausserehelichen Beziehung erzeugt wurde: «Essentially, they accused Mary, the pure, of adultery with Joseph the Carpenter.”7 Sayyid Kutb verwechselt hier die Person, mit der gemäss Juden Maria eine aussereheliche Beziehung gehabt haben soll: wie im Talmud belegt behaupteten Juden, Maria habe mit einem nicht-jüdischen Mann – also einem der bestimmt nicht aus dem Geschlecht Davids kommen kann – Jesus gezeugt. Wie soeben dargelegt, zielte diese jüdische Anschuldigung ganz deutlich auf Jesu Anspruch, der Messias zu sein. Ein Prophet oder heiliger Mann kann aus irgendeiner Familie stammen, aber der Messias muss aus Davids Linie kommen. Es ist dieser Messias-Anspruch, der auch gemäss koranischem Zeugnis von den Juden durch ihre Anschuldigungen gegen Maria grundsätzlich in Frage gestellt wird.


ii) ‘Wir [d.h. die Juden] haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet.’ (nach Nisa 4:157): Interessant ist hier die unerhörte Behauptung der Juden, den ‘Messias’ [= Christus] und ‘Gesandten Gottes’ getötet zu haben. Für einen gottesfürchtigen Juden müsste dies, falls wirklich geschehen, bestimmt etwas vom Schrecklichsten sein, das ein Mensch tun würde. Juden warten bis heute mit grosser Sehnsucht auf ‘ihren Messias’, der sie wie damals Mose aus fremder Herrschaft erlösen soll und das Gottesreich auf Erden verwirklichen wird. Bestimmt würde kein gottesfürchtiger Jude je diesen Messias töten wollen. Wie kommen ausgerechnet Juden darauf sich mit einer so schrecklichen Tat zu brüsten? Um diese Absurdität zu verstehen müssen wir zunächst die Darstellung von Jesu Abberufung gemäss a) dem Evangelium und danach b) auch der Jüdischen Einschätzung desselben Geschehens verstehen: a) Gemäss dem Evangelium akzeptierten die zur Zeit Jesu lebenden Juden Jesu Anspruch, der durch die Propheten in der Torah angekündigte Messias zu sein, nicht. Vielmehr verurteilten sie ihn für diese Behauptung als Gotteslästerer:

'Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes [d.h. Messias aus dem Hause Davids (2. Samuel 7)]. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.' (Matthäus 26:63-66)

Blasphemie (Gotteslästerung) musste nach dem Gesetz des Mose mit dem Tod durch Steinigung bestraft werden (3. Mose 24:168). Zu jener Zeit herrschten die Römer über die Juden und deshalb war es Letzteren von Rechtswegen verboten Todesurteile zu vollstrecken. Aus diesem Grund, so berichtet die Bibel, wandten sich die verantwortlichen Juden an den römischen Statthalter und versuchten von ihm für Jesus eine Verurteilung zum Tod zu erwirken. Weil aus römischer Sicht der Anspruch auf Messianität kein rechtliches Vergehen darstellte, beschuldigten die Juden Jesus des Aufruhrs gegen den römischen Kaiser. Dazu interpretierten sie Jesu Messiasanspruch rein politisch, das heisst, sie beschuldigten Jesus, sich von der römischen Herrschaft gewaltsam befreien zu wollen, um ein jüdisches Königreich (Gottesreich) zu errichten. Der amtierende Statthalter, Pilatus, fand Jesus der von den Juden vorgebrachten Anschuldigung nicht schuldig und wollte ihn freisprechen. Schliesslich musste er sich aber dem Druck der jüdischen Vorsteher beugen. So sprach Pilatus als römischer Vertreter in Jerusalem das ungerechte Todesurteil über Jesus und es waren römische Soldaten, die das Urteil mit der Kreuzigung vollstreckten. Allerdings weigerte sich Pilatus die moralische Verantwortung für den Tod von Jesus zu übernehmen, deshalb akzeptierten die am Gerichtsurteil anwesenden Juden diese Verantwortung für sich und ihre Kinder:

Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich dann machen mit Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus? Sie sprachen alle: Lass ihn kreuzigen! Er aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie schrien aber noch mehr: Lass ihn kreuzigen! Da aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete, sondern das Getümmel immer größer wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen; seht ihr zu! Da antwortete alles Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!Da gab er ihnen Barabbas los, aber Jesus ließ er geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt würde.Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich …’ (Matthäus 27:22-27).

Auf Grund dieser Akzeptanz für die moralische Verantwortung von Jesu Tod, wurden die Juden später von den ersten Jüngern beschuldigt, Jesus, den Messias umgebracht zu haben.9 Dies Beschuldigung wurde allerdings nie als aktive Beteiligung bei der wirklichen Durchführung der Tötung von Jesus verstanden, vielmehr war allen klar, dass die eigentliche Kreuzigung ja von den römischen Soldaten vollstreckt worden war – Jesus ‘habt ihr durch die Hand der Ungerechten ans Kreuz geschlagen und umgebracht’ (Apostelgeschichte 2:23; siehe aber auch 2:36: ‘... diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt ...’). Es ging dabei immer nur um die moralische Verantwortung. Diese von Christen vorgebrachte Anklage sollte die Unerhörtheit der Kreuzigung Jesu hevorheben und die Juden von ihrer Schuld am Tode des – nach christlichem Dafürhalten – zu unrecht gekreuzigten Messias überführen. Wie oben beschrieben war das auch die Anklage von Stephanus gegen seine jüdischen Verkläger (siehe oben, nach Apostellgeschichte 7: 52): ‘ihr seid die ‘Verräter und Mörder’ des Messias geworden’.

b) Aus jüdischer Sicht war Jesus nie der von Gott bestätigte Messias. Sein Tod am Kreuz war immer Beweis gegen seinen Messianitäts-Anspruch. Allerdings wurde die Anklage, die Juden hätten den Messias umgebracht, lange nur von Christen vorgebracht. Irgendwann in der Geschichte – spätestens zur Zeit der Abfassung des Babylonischen Talmuds, d.h. ca. 3.-6. Jahrhundert – drehten die Juden den Spiess um und beanspruchten nun für sich selber Jesus umgebracht zu haben.10

‘But isn’t it taught in a baraita: On Passover Eve they hung the corpse of Jesus the Nazarene after they killed him by way of stoning. And a crier went out before him for forty days, publicly proclaiming: Jesus the Nazarene is going out to be stoned because he practiced sorcery, incited people to idol worship, and led the Jewish people astray. Anyone who knows of a reason to acquit him should come forward and teach it on his behalf. And the court did not find a reason to acquit him, and so they stoned him and hung his corpse on Passover eve.'11

Schäfer legt anhand der Behandlung von Jesus in Talmud 43 dar, mit welcher Überlegung die Juden diese alternative Darstellung entwickelten. Gegen die Darstellung in den Evangelien – dort wird Jesus von römischen Soldaten lebendig ans Kreuz gehängt und erst nach seinem Tod wieder herabgenommen (siehe Evangelium) –, geht der Talmud davon aus, dass Jesus durch Juden zuerst durch Steinigung getötet wurde und erst anschliessend sein toter Körper aufgehängt wurde. Der Grund für Jesu Steinigung wird im Talmud folgendermassen erklärt: ‘Er wird zur Steinigung hinausgeführt, weil er Zauberei [kishshef] getrieben und Jisraél verführt [hiddiah; zum Götzendienst oder der Abgötterei] und abtrünnig [hissit] gemacht hat’12. Gemäss dem Gesetz (3. Mose 24:16) ist Steinigung die angebrachte Bestrafung für die oben beschriebenen Vergehen. Mit der Behauptung, Jesus genau nach den Vorschriften des Gesetzes verurteilt und gesteinigt zu haben, stellen die Verfasser des Talmud die Messianität Jesu grundsätzlich in Frage. Nach dieser zur Bibel alternativen Darstellung kann Jesus niemals der von Gott bestätigte Messias sein, weil er ja auf dem Rechtsweg - d.h. auf Grund der Torah nach göttlichem Rechtsspruch - als von Gott verurteilter Zauberer, Gotteslästerer und Verführer gestorben sei. Die anschliessende Hängung eines durch Steinigung hingerichteten Gotteslästerers hat nicht mehr den Sinn den Tod des Schuldigen herbeizuführen, sondern ist vielmehr eine weitere Demütigung und Warnung an die Zurückgebliebenen: gemäss 5. Mose 21:22-2314 ist ein Aufgehängter ein von Gott verfluchter Mensch. Der Talmud bestimmt, dass zumindest der Gotteslästerer und der Götzenanbeter nach der Steinigung auch noch aufgehängt werden muss um zu zeigen, dass der Gehängte Gott selber verflucht hat.15

Der Anspruch der Juden, den Messias erhängt zu haben, ist damit eine theologische Aussage: Jesus wurde durch Hängung als ein von Gott Verfluchter entlarvt. Mit anderen Worten, die Juden im Talmud erklären sich moralisch verantwortlich für den Tod Jesu. Allerdings nicht wie von Christen angeklagt als Messiasmörder, sondern als gesetzestreue Vollstrecker eines gottgewollten Urteils an einem, der sich der Zauberei schuldig gemacht, der Verführung des Volkes überführt, und als von Gott Verfluchter gebrandmarkt worden ist.16 Schäfer betont, dass es sich hierbei um eine radikale Umdeutung der Erzählung von Jesu Tod am Kreuz, wie sie im Evangelium vorgefunden wird, handelt. Im Evangelium wird Jesu Messianität trotz ungerechtem Tod am Kreuz hervorgehoben: Der jüdische Messias wird auf Grund ungerechtfertigter jüdischer Anschuldigung vom römischen Statthalter ungerechter Weise als politischer Aufrührer gegen die Besatzungsmacht verurteilt und von römischen Soldaten ans Kreuz genagelt. Obwohl den jüdischen Rabbis diese geschichtlichen Zusammenhänge bekannt gewesen sein müssen17, ignorieren sie die im Evangelium beschriebene ‘römische’ Variante, und ersetzen sie mit ihrer eigenen, wie im Talmud beschriebenen, ‘jüdischen’ Variante.18 Diese ‘Talmudische’ Gegendarstellung zu dem Bericht im Evangelium widerspricht Letzterem auf der historischen Ebene: Juden, nicht Römer, haben Jesus getötet; auf moralischer Ebene: Jesus wurde nicht ungerechterweise, sondern nach Mosaischem Gesetz zu recht verurteilt; und auf theologischer Ebene: Jesus kann nicht der Messias sein, er ist als Gotteslästerer gestorben, aber nie von Gott gerechtfertigt worden.19 Die talmudische Interpretation von Jesu Abberufung widerspricht dem Evangelium grundlegend und stellt vorallem den von Christen proklamierten Messiasanspruch Jesu total in Frage.

A young believer stoned

Schauen wir uns Nisa 4:152-163 mit der oben beschriebenen Entwicklung im Hinterkopf nochmals genau an, finden wir Anzeichen dafür, dass die dort adressierten Juden mit dem Resultat der von Schäfer oben beschriebenen Entwicklung bekannt waren20: - Auch sie beanspruchten stolz Jesus umgebracht zu haben: ‘‘Wir haben Christus [hebr. Messias] Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet.’ …’ (Nisa 4:157). - Aus der Antwort des Korans ‘Aber sie haben ihn [Jesus] (in Wirklichkeit) nicht getötet und (auch) nicht gekreuzigt’ (Nisa 4:157b) geht vielleicht zusätzlich hervor, dass die anwesenden Juden ganz wie in der talmudischen Erwähnung zwischen der Tötung Jesu (durch Steinigung?) und seiner anschliessenden Hängung21 unterschieden.22 Offensichtlich lehnten sie also die Darstellung von Jesu Abberufung wie beschrieben im Evangelium bewusst ab und ersetzten sie mit einer der talmudischen nahestehenden Alternative.

Dass man ihre Aussage, den ‘Christus [= Messias] Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs getötet’ zu haben, nur ironisch verstehen kann, geht schon aus der Tatsache hervor, dass nicht zum Christentum übergetretene Juden grundsätzlich Jesu Messianitäts-Anspruch ablehnen wie dies bereits in Nisa 4:156 mit ihren unerhörten Anschuldigungen gegenüber seiner Mutter deutlich wurde. Die ironische Erwähnung von Jesus als Messias und «Gesandten Allahs», sowie die in ihrer Behauptung Jesus umgebracht zu haben vorgefundene Ähnlichkeit zur talmudischen Gegendarstellung zum Evangelium, sowie der Kontext mit der auf Jesu Messianität abzielenden Kritik an Maria (4:156) machen deutlich, dass es auch hier zentral um Jesu Messianität geht. Mit ihren Worten in Nisa 4:156-157 machen die Juden also folgende ironische Behauptung: ‘durch die aussereheliche Empfängnis, sowie die Tötung und anschliessende Kreuzigung des von den Christen als Messias verehrten Jesus durch die Juden, ist eindeutig bewiesen, dass es sich bei ihm keineswegs um den Gesandten Allahs, den Messias, handelte, sondern um einen Bastard, Aufrührer, Verführer und ein von Gott Verfluchter.’ Wir halten fest: Die Behauptung der Juden, den Messias getötet zu haben, ist ein klarer Angriff auf den Messianitäts-Anspruch Jesu. Wir folgern: Die Aussage ‘Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet’ ist ein Catchphrase oder ein zusammenfassender Slogan der jüdischen Kritik an Jesu Messiasanspruch. Mit diesen Worten bekunden die Juden in Nisa 4:157 ihre moralische und vorallem theologische Ablehnung dieses vom Evangelium proklamierten Anspruchs.

iii) ‘… Und diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, gehen vielmehr Vermutungen nach. Und sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet. Nein [im Gegenteil!!!], Allah hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben. Allah ist mächtig und weise.’ (Nisa 4:157-158).Über das Schicksal von Jesus nach seinem Tod gibt es wieder eine christliche Sicht der Dinge basierend auf dem Evangelium und eine davon unabhängige jüdische Darstellung, wie angedeutet im Talmud. Um die koranische Aussage zu verstehen, müssen wir uns zunächst wieder mit diesen unterschiedlichen Darstellungen vertraut machen: a) gemäss der Darstellung des Evangeliums starb der zu Unrecht gekreuzigte Jesus am Kreuz. Er wurde nach Eintreten seines Todes in ein Grab gelegt. Doch am dritten Tag nach der Kreuzigung wurde er von Gott vom Tode auferweckt und damit als Messias gerechtfertigt. Vierzig Tage nach seiner Auferstehung erhöhte Gott seinen Messias in den Himmel, wo er zur Rechten Gottes mit göttlicher Autorität ausgerüstet über Gottes Reich regiert, das heisst seine messianischen Funktionen ausübt. Auferweckung und Erhöhung zu Gott rechtfertigen Jesu Messiasanspruch, der durch seinen schändlichen Tod in Frage gestellt worden war.

b) Zur Aufrechterhaltung der jüdischen oder talmudischen Gegendarstellung von Jesu Tod darf Jesus natürlich später nicht durch seine Auferstehung durch Gott als Messias gerechtfertigt worden sein. Er muss auch nach seinem Tod weiter als Gottverfluchter in der Hölle schmoren. Gemäss der jüdischen Gegendarstellung zum Evangelium ist Jesus nicht auferstanden und wird auf ewig in der Hölle seine Strafe absitzen.Bereits im Evangelium lesen wir von einer Verschwörung der Juden mit den römischen Soldaten um die Auferstehung Jesu zu diskreditieren:

'… da kamen einige von der Wache in die Stadt und verkündeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war [d.h. Öffnung von Jesu Grab durch Engel und Auferstehung Jesu von den Toten]. Und die kamen mit den Ältesten zusammen, hielten Rat und gaben den Soldaten viel Geld und sprachen: Sagt, seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Und dies Gerücht hat sich bei Juden verbreitet bis auf den heutigen Tag.' (Matthäus 28:11-13).

Gemäss dem Evangelium kann das leere Grab zwar auch vom jüdischen Rat nicht verleugnet werden, deshalb greifen sie zur List, die Tatsachen mit einer Lüge zu vertuschen. Ihre Gegendarstellung lautet: Jesus ist nicht auferstanden, die Jünger haben seinen Leib aus dem Grab gestohlen um eine Auferstehung vorzutäuschen. Gemäss dem Evangelium wurde dieses falsche Gerücht auch Jahre nach dem Ereignis noch unter Juden weitererzählt.23 Schäfer erläutert einen talmudischen Bericht über die Verhängung der Todesstrafe über fünf von Jesu Jüngern und sieht darin einen Zusammenhang zu Jesu Zustand nach der Kreuzigung.24 Er erkennt in der auf verschiedenen Torahversen gegründeten Auseinandersetzung eine theologische Abhandlung über die von Christen vertretene Auferstehung Jesu und deren Konsequenzen für die Juden und die Menschheit. Gemäss Schäfer vertritt der Talmud die folgenden Ansichten: - Jesus ist nicht schuldlos, wie von Christen vertreten.25 Sein Tod ist nicht ein Schuldopfer zur Rechtfertigung von Sündern, sondern der Tod eines Gotteslästerers. Sein Tod ehrt Gott, weil er die gerechte Strafe für sein frevelhaftes Tun darstellt.26 - Jesus ist endgültig tot, er wird für immer im Totenreich leiden und nie auferstehen. Sein Name wird in Vergessenheit geraten und er wird keine Nachfolger haben.27 - Jesus ist nicht auferstanden und seine Nachfolger werden auch nicht auferstehen und nie über die Welt herrschen. Jesu Lehre ist tot.28 - Jesus und seine Nachfolger haben die Juden als Gottes erstgeborener Sohn nicht ersetzt, sondern sind Erstgeborene von Gottes Erzfeind.29 - Schliesslich erläutert Schäfer seine Theorie, dass die Juden gemäs dem Talmud die Ansicht vertreten haben könnten, dass Jesus als auf ewig verdammt in kochenden Exkrementen in der Hölle seine nie endende Strafe absitzt.30 Wie aus diesen Ausführungen hervorgeht, war für die talmudische Sicht von Jesus die Tatsache wichtig, dass Jesus mit Gewissheit für alle Ewigkeit tot geblieben sei, das heisst, dass er nicht auferstanden und von Gott mit einem Ehrenplatz belohnt worden sei, und auch nie auferstehen werde. Ganz abgesehen davon dass die Talmudische Gegendarstellung in historischer Hinsicht dem Evangelium widerspricht, macht es auch die theologisch vernichtende Aussage, dass Jesu Messiasanspruch mit seinem Tode ein endgültiges Ende gefunden hat.31 Auch diese jüdische Gegendarstellung gegen das Evangelium hat direkt Jesu Messianitäts-Anspruch im Visier. Jesus wurde auch nach seinem Tod nicht von Gott als Messias gerechtfertigt.


Es ist der letzte Punkt in der jüdischen Kritik, deren jüdische Seite im Koran am wenigsten

Ascension Jesus; www.lengwerk.de

deutlich erklärt ist, aber bei dessen Antwort der Koran die jüdische Sichtweise am ausdrücklichsten widerlegt: ‘Nein [im Gegenteil!!!], Allah hat ihn zu sich (in den Himmel) [Ahmediyya: zu einem ‘Ehrenplatz bei Sich‘] erhoben. Allah ist mächtig und weise‘ (Nisa 4:158).Es ist zu klären, inwiefern diese Gegendarstellung die Messianität Jesu betrifft.

Dass der Koran hier Bezug nimmt auf die jüdische Sichtweise zu Jesu Ergehen nach seinem Ableben, kommt eventuell in den Worten am Ende von Vers 157 andeutend zum Ausdruck: - Aus den Worten ‘... Denn sie wissen nicht mit Sicherheit, dass sie ihn getötet haben’32 (4:157; meine Übersetzung) kann herausgehört werden, dass die Juden die Ansicht vertraten, Jesus sei ewig tot und untergehe eine ewige Strafe in der Hölle, im Sinne von: ‘wir haben den Messias endgültig beseitigt (oder: getötet) und damit bewiesen, dass er eben nicht der Messias ist, sondern ein von Gott Verfluchter’. Die Worte im Koran würden dann dieser Ansicht widersprechen: die Juden wiegen sich damit in falscher Sicherheit – ‘sie wissen eben nicht mit absoluter Sicherheit, dass Jesus endgültig beseitigt wurde'. Und der Koran reagiert darauf dann mit der harten Gegendarstellung: 'im Gegenteil, Gott hat ihn zu Sich erhöht'. Jedenfalls wird die ursprüngliche Behauptung der Juden am Anfang von Vers 157 – ‘Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet’ und damit seinen Messiasanspruch endgültig widerlegt, – mit 'sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet' relativiert. Der Koran korrigiert hiermit die Juden im Sinne von ‘sie wissen das, was sie behaupten – nämlich dass Jesus nicht der Messias sei – nicht mit Sicherheit’. - Auch die falschen Ansicht – Jesus sei nicht auferstanden –, basierend auf der Lüge von der Entwendung von Jesu Körper aus dem Grab durch die Jünger (s. Matthäus 28:11-13) findet Erwähnung im Koran, ‘… Sie haben kein Wissen über ihn, gehen vielmehr Vermutungen nach...’.


Selbst wenn der Koran die jüdische Ansicht zu Jesu Zustand nach seinem Ableben nicht ausführlich präsentiert, ist doch davon auszugehen, dass die Juden die koranische Antwort innerhalb ihres Verständnisrahmens interpretierten. Dieses Verständnis beinhaltete die Ansicht, Jesus sei nicht auferstanden und bestimmt nicht zu Gott erhöht worden. Das Gegenargument im Koran spricht direkt diese jüdische Ansicht an und korrigiert sie grundlegend: 'Nein [im Gegenteil], Allah hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben. Allah ist mächtig und weise’ (Nisa 4:158). Selbst wenn nicht beabsichtigt, hätten die Juden diese Aussage als Korrektur ihrer Überzeugung, dass Jesus nach seinem Tode nicht von Gott als Messias gerechtfertigt wurde, verstehen müssen.Dass es bei dieser letzten Aussage nicht nur um eine zufällige, sondern um eine bewusste Verteidigung von Jesu Messianität gegen jüdische Kritik geht, wird meiner Ansicht nach (a) einerseits von der Grammatik, (b) dem Kontext (siehe Vers 159) und schliesslich (c) Berichten über ähnliche Argumentation in der Apostel- und Kirchengeschichte belegt: (a) Vers 158 startet mit der starken Aussage 'im Gegenteil'33 und steht damit im Widerspruch zu dem, was in Vers 157 behauptet wurde. Wie oben gezeigt kritisieren in Vers 157 Juden mit der Aussage 'wir haben den Messias getötet' Jesu Messianität. Mit Vers 158 widerlegt der Koran diese jüdische Behauptung: 'ihr behauptet zwar Jesu Messiasanspruch endgültig als falsch bewiesen zu haben, aber im Gegenteil, Allah hat ihn zu sich erhöht'. Die Erhöhung Jesu zu Allah funktioniert gemäss Grammatik also als Widerlegung des jüdischen Arguments gegen Jesu Messianität. (b) In Vers 159 folgt die Schlussfolgerung aus der durch Jesu Erhöhung zu Gott gewonnenen Erkenntnis: 'Unter den Schriftbesitzern gibt es keinen, der nicht vor seinem Tod an ihn [Jesus] glaubt und erkennt, daß er Gottes Gesandter ist. Am Jüngsten Tag wird er als Zeuge erscheinen und die Wahrheit über sie aussagen.' (Nisa 4:159, Azhar). Juden (und alle anderen ähnlich denkenden Schriftbesitzer) müssen an den von ihnen disqualifizierten Jesus glauben und, entgegen ihrer Überzeugung, dass er auf ewig als Gottverfluchter in der Hölle schmort, wird er beim letzten Gericht als Zeuge gegen sie vor Gott auftreten. Die Aussage von Nisa 4:159 macht nur wirklich Sinn, wenn die jüdische Ablehnung von Jesus als Messias und Gottes Gesandter wie herausgearbeitet in Vers 157 mit Vers 158 total widerlegt und das genaue Gegenteil bewiesen worden ist. Um im Lichte von Vers 157 zu diesem radikalen Schluss zu kommen, muss Vers 158 die Messianität Jesu zum Inhalt haben. (c) Schon in seiner ersten Predigt überhaupt verteidigt Petrus Jesu Messiasanspruch gegenüber seinen jüdischen Zuhörern mit demselben Argument, - eben der Erhöhung Jesu zu Allah: Auf Grund von Davids Prophetie in Psalm 16:10 - 'Denn du wirst meine Seele nicht dem Reich des Todes überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe' – erörtert Petrus Jesu Auferstehung und Erhöhung: König David machte diese Aussage nicht bezüglich sich selbst, vielmehr ist sie eine Prophetie bezüglich des Messias. David hat also

'... vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus gesagt: Er ist nicht dem Reich des Todes überlassen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist ... wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus [= Messias] gemacht hat.' (Apostelgeschichte 2:30-36).

Für Petrus ist die Erhöhung des durch Kreuzestod gestorbenen Jesu zu Allah die endgültige Bestätigung von Jesu Messianität: ganz Israel kann nun mit absoluter Sicherheit wissen, dass Jesus der von Gott bestätigte Messias ist. Das Argument 'Jesus wurde zu Allah erhöht' wird im Verlaufe der Kirchengeschichte immer wieder von Christen als absoluter Beweis für Jesu Messianität gebraucht (siehe Apostelgeschichte 3:15ff; (4:10); 5:30-32; 7:55-56; 9:3-5; (10:39-41); Römer 1:3-4; Hebräerbrief 1:5-13; usw.).


Schliesslich folgt auch aus dem Kontext von Nisa 4:156-159 deutlich, dass das Thema der Auseinandersetzung Jesu Messiasanspruch ist: Die ganze Diskussion zwischen Muhammed und den Juden steht seit Nisa 4:150 unter dem Thema des Glaubens an Gottes Gesandte:

'Diejenigen, die an Allah und seine Gesandten nicht glauben und zwischen Allah und seinen Gesandten einen Unterschied machen möchten und sagen: 'Wir glauben an die einen, und verwerfen die anderen' und einen Zwischenweg einschlagen möchten, das sind die wahren Ungläubigen. Und für die Ungläubigen haben wir (im Jenseits) eine erniedrigende Strafe bereit. Denen aber, die an Allah und seine Gesandten glauben und bei keinem von ihnen (den anderen gegenüber) einen Unterschied machen, wird er ihren Lohn geben. Allah ist barmherzig und bereit zu vergeben.' (Nisa 4:150-152)

Konkret werden die Juden dann in Nisa 4:156 im Zusammenhang mit ihrer Ablehnung des

Gesandten Jesus des Unglaubens beschuldigt: 'Ebenso infolge ihres Kufrs [Unglaubens], ihrer erfundenen ungeheuerlichen Äußerung über Maryam und ihrer Äußerung: "Gewiß, wir haben Almasih , 'Isa Ibnu-Maryam, den Gesandten ALLAHs getötet. ...' (Zaidan). Dieser Vers bringt ihren Unglauben mit ihren Anschuldigungen gegen Maria und ihrer Behauptung, Jesus getötet zu haben, in Verbindung. Wie oben bereits ausgeführt funktionieren diese jüdischen Anschuldigungen nur im Zusammenhang mit dem Messiasanspruch Jesu: nur der Messias muss aus Davids Linie abstammen, und nur der Messias muss für ewig leben. Andere Propheten wurden wie in Vers 155 erwähnt zwar von Juden getötet, aber verloren dabei ihren Prophetentitel nicht: 'und unberechtigterweise die Propheten töteten'. Gleichzeitig wird mit Nisa 4:159 deutlich, weshalb der Koran den jüdischen Anklagen widerspricht: 'Und es gibt keinen unter den Leuten der Schrift, der nicht vor seinem Tod [Resoul] an ihn glauben würde. Und am Tag der Auferstehung wird er über sie Zeuge sein [Paret].’ Die Absicht ist also gerade, diese ungläubigen Juden zum Glauben an Jesus zu bewegen. Weil ihr Unglaube dem Messiasanspruch Jesu gilt, müssen sie speziell davon überzeugt werden. Der Koran setzt damit die ganze Diskussion in Nisa 4:156-159 deutlich in den Rahmen der jüdischen Ablehnung von Jesus als Messias.


Zusammenfassend beobachten wir: Es ist eindeutig, dass die Argumentation zwischen Muhammed und den Juden in Nisa 4:156-159 den Messiasanspruch Jesu zum Zentrum hat. Dieser Anspruch wird von den Juden in dreifacher Hinsicht in Frage gestellt: die uneheliche Geburt (‘gewaltige Verleumdung der Maria’) zieht die für den Messias notwendige Davidische Abstammung grundsätzlich in Zweifel; die Steinigung und Hängung Jesu beweist in jüdischer Sichtweise, dass es sich bei Jesus nicht um den Gesandten Allahs als vielmehr um einen von Allah verdammten Gotteslästerer handelt (‘Wir [d.h. die Juden] haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet.’). Schliesslich kann aus der Antwort - ‘… Und diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, gehen vielmehr Vermutungen nach. Und sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet. Nein, Allah hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben. Allah ist mächtig und weise.’ - geschlossen werden, dass die Juden auch Jesu Auferstehung in Frage stellten. Sie wollten damit sicherstellen, dass Gott Jesus auch nach

Dumneazu: The Messiah's Neighbourhoot: Crown Heights Brooklyn

seinem Tod nicht als Messias gerechtfertigt hat. Das Hauptargument zur Unterstützung von Jesu Messiasanspruch präsentiert der Koran in Vers 158 und kommt dann zur daraus resultierenden Schlussfolgerung in Vers 159: alle Schriftbesitzer müssen Jesus als Messias akzeptieren.

Wir halten fest:

Das zentrale Thema der Auseinandersetzung zwischen Juden und Muhammed in Nisa 4:157-159 ist der Messianitäts-Anspruch von Jesus.

Es muss nun untersucht werden, wie der Koran die jüdische Kritik aufnimmt und wie er darauf reagiert.

1 Schäffer, Talmud.

2 Siehe Peter Schäfer, Jesus in the Talmud. Schäfer findet im Talmud 'polemical counternarratives that parody the New Testament stories, most notably the story of Jesus’ birth and death' und gemäss dem Talmud gibt es auch keine Auferstehung, weder von Jesus noch für seine Anhänger. (P. Schäfer, Jesus in the Talmud, s. 9)'Origen [248 nach Christus] provides an idea of the caliber of the insults: Jesus, illegitimate son of Panthera, a Roman legionary, was a charlatan and a magician killed by the Jews; after His death, marvels were invented by His disciples concerning Him.' (Flannery, Edward H. The Anguish of the Jews (2004 ed.). p. 37. found in Wikipedia contributors. Toledot Yeshu [Internet]. Wikipedia, The Free Encyclopedia; Available from: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Toledot_Yeshu&oldid=1102036263 (besucht: 18/07/2022).

3 Accusation: ‘Mary was a whore and her son a bastard’ (Schäfer, Jesus in the Talmud, pp. 98-99).

4 Im Talmud geben die Juden gar vor zu wissen wer der menschliche Vater von Jesus gewesen sei: 'Incidentally, the Gemara asks: Why did they call him [Jesus] ben Stada, when he was the son of Pandeira? Rav Hisda said: His mother’s husband, who acted as his father, was named Stada, but the one who had relations with his mother and fathered him was named Pandeira. The Gemara asks: Wasn’t his mother’s husband Pappos ben Yehuda? Rather, his mother was named Stada and he was named ben Stada after her. The Gemara asks: But wasn’t his mother Miriam, who braided women’s hair? The Gemara explains: That is not a contradiction. Rather, Stada was merely a nickname, as they say in Pumbedita: This one strayed [setat da] from her husband.' (Shab 104b in https://www.sefaria.org/Shabbat.104b.5?lang=bi&with=all&lang2=en (besucht: 01/11/2022). Gemäss Schäfer wurden diese Passagen im 3. und 4. Jahrhundert in den Talmud eingebracht (siehe Wikipedia contributors. Jesus in the Talmud [Internet]. Wikipedia, The Free Encyclopedia; 2022 Oct 26, 13:31 UTC. Available from: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Jesus_in_the_Talmud&oldid=1118340576. (besucht 01/11/2022)).

Als Bestätigung, dass es sich im vorliegenden Zitat um Jesus handelt, erwähnt Schäfer Celsus: 'in the pagan philosopher Celsus’ polemical treatise Alethe¯s Logos, written in the second half of the second century C.E.24 and preserved only in quotations in the Church Father Origen’s reply Contra Celsum (written ca. 231–233 C.E.). There, Celsus presents a Jew as having a conversation with Jesus himself and accusing him of having “fabricated the story of his birth from a virgin.” In reality, the Jew argues, he [Jesus] came from a Jewish village and from a poor country woman who earned her living by spinning. He [the Jew] says that she was driven out by her husband, who was a carpenter by trade, as she was convicted of adultery. Then he says that after she had been driven out by her husband and while she was wandering about in a disgraceful way she secretly gave birth to Jesus.' (Schäfer, ss. 18f.)

5 ‘This powerful counter narrative shakes the foundations of the Christian message. It is not just a malicious distortion of the birth story (any such moralizing categories are completely out of place here); rather, it posits that the whole idea of Jesus’ Davidic descent, his claim to be the Messiah, and ultimately his claim to be the son of God, are based on fraud. His mother, his alleged father (insofar as he helped covering up the truth), his real father, and not least Jesus himself (the would-be magician) are all impostors that deceived the Jewish people and deserve to be unmasked, exposed to ridicule, and thereby neutralized. Most striking, this counter–New Testament in a nutshell has been preserved in rabbinic sources only in the Babylonian Talmud,43 and there almost in passing.’ (Schäfer, Jesus in the Talmud, s. 22).

6 ’No one misbegotten - *misbegotten Meaning of Heb. mamzer uncertain; in Jewish law, the offspring of adultery or incest between Jews - shall be admitted into the congregation of יהוה; no descendant of such, even in the tenth generation, shall be admitted into the congregation of יהוה.’ (https://www.sefaria.org/Deuteronomy.23.3?lang=bi&with=all&lang2=en (besucht: 01/11/2022)). Gemäss dieser Bestimmung hätte Jesus gar aus der Gemeinde, das bedeutet aus der Versammlung von den von Gott auserwählten Menschen, ausgeschlossen werden müssen (5. Mose 23:2).

7 Sayyid Qutb, In the Shadow, s. 1057. Taberi Tefsiri: 'Yahudilerin inkhar etmeleri ve hiçbir delil olmaksızın Meryem'e zina inad ederek büyük bir iftirada bulunmalan ...’

Suyuti Tefsiri: ‘İbn Cerîr ve ibn Ebî Hâtim'in bildirdiine göre ibn Abbâs: "...Meryem'e büyük bir iftirada bulunmalandır" buyruğunu açıklarken: "Burada, Meryem'e ... zina iftirasında bulunmaları kastedilmektedir" dedi.’ (Durul Mensur Cilt 5 s. 96).

8 3. Mose 24:16: 'Wer des HERRN Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Ob Fremdling oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben.'

9 'Die ersten öffentlichen Predigten getaufter an ungetaufte Juden in Jerusalem behaften ihre Adressaten mit einer Mitschuld am Tod Jesu, um ihnen Rettung anzubieten und Umkehr zu Gott zu ermöglichen (Apg. 2,23f. EU [Einheits Übersetzung]): „Ihn, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben wurde, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und getötet.“ Apg. 3:15 EU: „Den Fürsten des Lebens habt ihr getötet.“ Apg. 5:30 EU: „Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr an das Holz gehängt und getötet habt. Zugleich bekräftigen sie, dass die Täter aus Unwissenheit handelten (Apg. 3:17 EU): „Nun, liebe Brüder, ich weiß, dass ihr es aus Unwissenheit getan habt wie auch eure Obersten.“ Diese Aussagen sind integraler Bestandteil der Verkündigung des Evangeliums.' (Seite „Gottesmord“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Oktober 2022, 09:10 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gottesmord&oldid=226913984 (Abgerufen: 28. November 2022, 14:42 UTC)). Auch von später lebenden Christen sind ähnliche Beschuldigungen bekannt: 'The centrality of Jewish guilt became an article of faith in late antique Christianity. The enormously influential John Chrysostom (d. 407), in his screed against Judaizing Christians in Antioch in the late fourth century, quoted Mt. 24:2, “Jerusalem will be trodden down by many nations, until the times of many nations be fulfilled,” in order to prove that Jews would never be able to restore the temple there. He said that the Jews rejected this prophecy of Jesus: “What does the Jew say? ‘The man who said this is my foe. I crucified him (εγώ αυτόν εσταύρωσα), so how am I to accept his testimony?’ But this is the marvel of it. You Jews did crucify him (ὦ Ἰουδαῖε, ὅτι ὃν ἐσταύρωσας). But after he died on the cross, he then destroyed your city.”37 Jacob of Serug (d. 521) likewise complained about Jews rejecting the virgin birth, and with regard to Jesus said, “O Jew, woe to thee, through him, because thou didst crucify him.”' (Juan Cole, s “‘It was made to appear to them so’: the crucifixion, Jews and Sasanian war propaganda in the Qur’ān.” Religion 51, 3 (2021):404- 422, s. 416 in https://doi.org/10.1080/0048721X.2021.1909170 (02/12/2022)).

10 'What we then have here in the Bavli is ... a creative rereading, however, that not only knows some of its distinct details but proudly proclaims Jewish responsibility for Jesus’ execution.' (Schäfer, Jesus in Talmud, s. 74).

12 Sanhedrin 43a in Talmud Bavli. German trans. by Lazarus Goldschmidt, 1929 in https://www.sefaria.org/Sanhedrin.43a.20?ven=Talmud_Bavli._German_trans._by_Lazarus_Goldschmidt,_1929_[de]&lang=bi&with=Translations&lang2=en (besucht: 03/11/2022).

13 3. Mose 24:16: 'Wer des HERRN Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Ob Fremdling oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben.'

14 'Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist, und wird getötet und du hängst ihn an ein Holz, so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn am selben Tage begraben – denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott –, auf dass du dein Land nicht unrein machst, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe gibt.' (5. Mose 21:22-23).

15 'All who are stoned are also hanged (nitlin) [afterwards] [on a tree]:21 (these are) the words of R. Eliezer. However the Sages said: only the blasphemer (ha-megaddef) and the idolater (ha-´oved avodah zarah) are hanged. … That is to say, on what account has this [man] been hanged? Because he cursed the Name, and the Name of Heaven turned out to be profaned.' (Schäfer, Jesus in the Talmud, ss. 66f.).

16 Schäfer beobachtet, dass der Autor des Babylonischen Talmuds 'adopts and interprets the version of the trial before the Sanhedrin, combining it with the mishnaic law: the accusation and condemnation of a blasphemer and idolater, who leads astray all of Israel. We, the Jews, he argues, have put him on trial and executed him for what he was: a blasphemer, who claimed to be God and deserved the capital punishment according to our Jewish law. With this deliberate “misreading” of the New Testament narrative, the Bavli (re)claims Jesus for the Jewish people—but only to fend off once and for all any claim by himself or his followers. Yes indeed, the Bavli admits, Jesus was a Jewish heretic, who was quite successful in seducing many of us. But he was taken care of according to the Jewish law, got what he deserved—and that’s the end of the story.’ (Schäfer, Jesus in the Talmud, ss. 71-72).

17 'To answer this question, the rabbis were certainly aware that crucifixion was the standard Roman death penalty, that Jesus was indeed crucified and not stoned and hanged. Hence, why their stubborn insistence on the latter? Because this is precisely the core of their polemical counternarrative to the Gospels.'

18 'What we then have here in the Bavli is a powerful confirmation of the New Testament Passion narrative, a creative rereading, however, that not only knows some of its distinct details but proudly proclaims Jewish responsibility for Jesus’ execution. Ultimately and more precisely, therefore, it turns out to be a complete reversal of the New Testament’s message of shame and guilt: we do accept, it argues, responsibility for this heretic’s death, but there is no reason to be ashamed of it and feel guilty for it. We are not the murderers of the Messiah and Son of God, nor of the king of the Jews as Pilate wanted to have it. Rather, we are the rightful executioners of a blasphemer and idolater, who was sentenced according to the full weight, but also the fair procedure, of our law. If this interpretation is correct, we are confronted here with a message that boldly and even aggressively challenges the Christian charges against the Jews as the killers of Christ. For the first time in history, we encounter Jews who, instead of reacting defensively, raise their voice and speak out against what would become the perennial story of the triumphant Church.' (Schäfer, Jesus in the Talmud, s. 74).

19 'The Bavli’s claim of direct Jewish agency in the killing of Jesus is in glaring historical disagreement with the Gospels – but their most important differences are moral and theological rather than historical. The moral counter-claim is that Jesus was killed justly. The theological counter-claim is that the story ends with his death, not his resurrection.' (Ian Mevorach, “Qur'an, Crucifixion, and Talmud: A New Reading of Q 4:157- 58” in Journal of Religion & Society 19 (2017): ss.1-21. Moss, Candida, s. 5).

20 ''Katsh’s hypothesis' that Muhammad and the Jews in Medina were familiar with the Talmud, 'has been confirmed by subsequent studies (Mazuz; Newby). Hans Küng reports that Medina was one-third Jewish: “there was even a Jewish clan of goldsmiths and there were armorers and scholars familiar with the Hebrew Bible and the Talmud”. The fact that al-Nisa’ (Women) is a Medinan surah further supports the thesis that Q 4:157-58 emerged out of an encounter between Muhammad and Talmudic Jews of Medina.’ (Ian Mevorach, “Qur'an, Crucifixion, and Talmud: A New Reading of Q 4:157- 58” in Journal of Religion & Society 19 (2017): ss.1-21. Moss, Candida, s. 3).

21 'salebûhu', dasselbe Wort wird in Maide 5:33 (yusallebû) gebraucht: Der Lohn derer, die gegen Allah und seinen Gesandten Krieg führen und (überall) im Land eifrig auf Unheil bedacht sind (? yas`auna fie l-ardi fasaadan), soll darin bestehen, daß sie umgebracht oder gekreuzigt werden, oder daß ihnen wechselweise (rechts und links) Hand und Fuß abgehauen wird, oder daß sie des Landes verwiesen werden. Das kommt ihnen als Schande im Diesseits zu. Und im Jenseits haben sie (überdies) eine gewaltige Strafe zu erwarten.' Maide 5:33 scheint die Aussage von 5. Mose 21:22-23 zu bestätigen.

22 Ian Mevorach weist auf den Zusammenhang zwischen Talmud Sanhedrin 43 und Nisa 4:157 hin: 'The sequence of events in Jesus’ execution in the Talmud, first stoning and then hanging, can be read as corresponding to the Qur’an’s double-denial that the Jews “did not kill him, nor did they crucify him” (4:157). If the Qur’an were denying that the Jews crucified Jesus as presented in the New Testament (indirectly, by prompting the Romans to crucify him), its separate mention of killing and crucifying would need to be read as a parallelism (reinforcing its rebuttal by saying the same thing twice using different words). However, if the Qur’an is denying the account elaborated in the Talmud, where Jesus’ execution by stoning is followed by the desecration of his corpse by hanging, then it makes sense for it to deny both the stoning and the hanging, both the killing and the crucifying. Again, while the phrase makes sense in either case, the double-denial tracks better to the Talmudic counternarrative than to the New Testament version of Jesus’ death. When one attempts to apply the Qur’an’s denial that the Jews killed Jesus to the New Testament story it does not fit so well, especially because the Jews in this story do not kill Jesus. (Ian Mevorach, “Qur'an, Crucifixion, and Talmud: A New Reading of Q 4:157- 58” in Journal of Religion & Society 19 (2017): ss.1-21. Moss, Candida, ss. 12f.).

23 Z.B. in Toledoth Yeshu wird eine jüdische Legende berichtet, die Jesu sicheren Tod beweisen soll. Die Geschichte stammt aus einem Werk geschrieben um 1500, gemäss den Experten war diese Version der Geschichte aber bereits seit ca. dem 5. Jahrhundert im Umlauf und die darin vertretene Ansicht geht wohl bis auf die Zeit von Jesu Abberufung zurück ("Though this tradition was not compiled before the fifth century A.D., it undoubtedly echoed an earlier Jewish tradition that was widespread among the Jewish circles after the resurrection of Christ (Matthew 28:11-15) (Sam Shamoun, JESUS IN THE RABBINIC TRADITIONS, in https://www.answering-islam.org/Shamoun/talmud_jesus.htm (besucht: 08/03/2023). Diese Ansicht wird ja auch von Peter Schäfer in Jesus in the Talmud vertreten. Hier also die Legende in Toledoth Yeshu: ‘At eventide, they came to take him down, on account of that Scripture which saith: Thou shalt not suffer his corpse to remain on the tree (Deut. 21:23). So did they bury him, and his following began to weep again at his tomb while saying: "Ye have become liable to the death penalty, because ye have slain the Messiah!" Yet, those of Israel retorted by saying: "Ye, yourselves, have become liable to the death penalty, because ye have believed in a false prophet!" His following then said to themselves: "Come and let us take him out of his tomb." They opened the tomb, but did not find him there, and so did they go unto Helena the queen. They said unto her: "Consider, your Majesty, the Queen, how many signs he hath wrought, and how that now he hath gone up into heaven." At this declaration, she did send unto the Sages, and inquired of them: "Where is it that ye have buried Jesus?" They answered: "Near unto the waters of Siloam." She then returned answer unto them: "If ye do not bring him unto me, I shan't leave off from harassing a single one of you." They sought him, but could not find him. They then said unto her: "Give us time." She gave them time, and meanwhile, the people of Israel had all taken upon themselves a fast of affliction until the appointed time had expired, yet still they did not find him, by reason of which they began to flee from before the queen. Rabbi Tanḥum did also flee unto the field, and there found a certain gardener eating. He said unto him: "Thou wicked man! All of Israel hath undertaken fasting and they art in sorrow, but thou sittest here eating!" He then replied: "My lord, on what occasion hast this sorrow come over the nation?" Rabbi Tanḥum then told him the account of the matter. He furthermore said: "If they shall perchance find him, Israel shall find some relief." The same man (i.e. the gardener) answered: "I have stolen him and buried him in my own garden, so as not to give an opportunity for the wicked to steal him away." Rabbi Tanḥum, at hearing this, returned unto the city and exclaimed: "This day is a day of good tidings!" So those of Israel went and took him out of his tomb, and did tie a rope around his leg, and began to drag him along the city lanes of Jerusalem, until they brought him unto the queen. Forthwith did she praise the Sages and became wroth with the following of Jesus, banishing certain of them – three to a mountainous place, three to Greece, and thirteen of their number to Rome, while the rest were scattered among the nations. Then did the Most Holy, blessed be He, demand his judgment in every place. But, even so, those in Israel who stood up to make this breach in faith, got themselves up and opposed openly the Sages, and said: "He is the Deliverer." Thus, there was a schism in Israel.’ (Wikisource contributors. Translation:Story of Jesus [Internet]. Wikisource ; 2021 Apr 19, 16:47 UTC [cited 2023 Mar 8]. Available from: https://en.wikisource.org/w/index.php?title=Translation:Story_of_Jesus&oldid=11203814.).

24 Our Rabbis taught: Jesus the Nazarene had five disciples, and these are they: Mattai, Naqqai, Netzer, Buni, and Todah. When they brought Mattai (before the court), he [Mattai] said to them [the judges]: Mattai shall be executed? It is written: When (matai) shall I come and appear before God? (Ps. 42:3). They [the judges] answered him: Yes, Mattai shall be executed, since it is written: When (matai) will he die and his name perish? (Ps. 41:6). When they brought Naqqai (before the court), he [Naqqai] said to them [the judges]: Naqqai shall be executed? It is written: You shall not execute the innocent (naqi) and the righteous (Ex. 23:7). They [the judges] answered him: Yes, Naqqai shall be executed, since it is written: From a covert (be-mistarin)6 he executes the innocent (naqi) (Ps. 10:8). When they brought Netzer (before the court), he [Netzer] said to them [the judges]: Netzer shall be executed? It is written: An offshoot (netzer) shall grow forth out of his roots (Isa. 11:1). They [the judges] answered him: Yes, Netzer shall be executed, since it is written: You shall be cast forth away from your grave like an abhorred offshoot (netzer) (Isa. 14:19). When they brought Buni (before the court), he [Buni] said to them [the judges]: Buni shall be executed? It is written: My son (beni), my firstborn is Israel (Ex. 4:22). They [the judges] answered him: Yes, Buni shall be executed, since it is written: Behold I will execute your firstborn son (binkha) (Ex. 4:23). When they brought Todah (before the court), he [Todah] said to them [the judges]: Todah shall be executed? It is written: A psalm for Thanksgiving (todah) (Ps. 100:1). They [the judges] answered him: Yes, Todah shall be executed, since it is written: He who sacrifices the sacrifice of Thanksgiving (todah) honors me (Ps. 50:23). (b Sanh 43a–b. cited in P. Schäfer, Jesus in the Talmud, ss. 75f.).

25 'Also Naqqai can easily be applied to Jesus: Pilate in his trial explicitly declares him innocent (naqi) and does not want to execute him, but the Jews demand his death. So Naqqai is actually Jesus, claiming to be innocent and righteous, who is pleading for his life (quite in contrast to the Gospels where he does not defend himself ). The Jews, however, do not accept his plea for innocence, arguing that he is not “innocent” but simply called by the name “Naqqai.”' (P. Schäfer, Jesus in the Talmud, s. 78).

26 'As the last “disciple” learns: not the cultic sacrifice but the execution of Todah/Jesus honors God and becomes the ultimate vindication of the Jewish faith. Jesus was rightly killed, and there is nothing that remains of him and his teachings after his death.’ (P. Schäfer, Jesus in the Talmud, s. 81).

27 'Against this background, Mattai/Jesus in the Bavli story could be understood as saying: You can do with me whatever you want, and even if you execute me—I will soon appear before the face of God in heaven, in other words: I will rise from the dead! And the answer of the judges is: No, Mattai/Jesus will definitely die, and not only this—his name will perish, that is, he will be completely forgotten. There is no resurrection and accordingly no community of followers that will continue to believe in him. A most devastating verdict indeed.' (P. Schäfer, Jesus in the Talmud, s. 78).

28 '… for the Bavli [Babylonian Talmud], Jesus’ disciples are executed because of Jesus’ guilt and that their hope to be resurrected is futile, as futile as Jesus’ own expectation was. They will never arise and possess the earth as Matthew has Jesus promise his disciples after his resurrection: “All authority in heaven and on earth has been given to me. Go therefore and make disciples of all nations, baptizing them in the name of the Father and of the Son and of the Holy Spirit, and teaching them to obey everything that I have commanded you.” [Matta 28:18-20] No, our Bavli narrative maintains, neither was Jesus the Messiah nor does his message live among his followers. They are all dead.’ (P. Schäfer, Jesus in the Talmud, s. 79).

29 'Therefore, when Buni maintains he is God’s (beloved) son, his (true) firstborn, he expresses the claim of the Christian Church to have superseded the “old Israel” of the Jews. And it is to this supersessionist claim that the judges reply: You fool, you are not God’s but the Pharaoh’s firstborn, the son of the wicked, who tried in vain to destroy Israel. The self-appointed Messiah turns out to be the descendant of the worst of all of Israel’s oppressors, the archenemy of Israel.’ (P. Schäfer, Jesus in the Talmud, s. 80).

30 P. Schäfer, Jesus in the Talmud, ss. 82-94.

31 Ian Mevorach, “Qur'an, Crucifixion, and Talmud: A New Reading of Q 4:157- 58” in Journal of Religion & Society 19 (2017): ss.1-21. Moss, Candida, s. 6.

32 'Allah buyurur ki: وَمَا قَتَلُوهُ يَقِينًا : Onu yakînen öldürmediler (4/Nisâ 157); yani kesin bir şekilde onun çarmıha gerildiğini bilmediler.’ (Râgıb el-İsfehânî'nin el-Müfredât fî Garîbi'l Kur'ân eserinde; Eintrag: K-t-l - ق ت ل in https://www.kuranmeali.com/Aciklama.php?id=1157&islem=mufredat (besucht: 08/03/2023)). Hier interpretiert der Autor ‘sie wussten nicht mit Sicherheit, dass sie ihn ans Kreuz gehängt hatten’. Es geht im Wortlaut allerdings nicht ums Kreuz, sondern ums Umbringen. Besser wäre die Interpretation: ‘Sie wussten nicht mit Sicherheit, dass sie ihn getötet hatten’. Sher Ali/Zimmermann übersetzt diesen Satz mit ‘und sie haben darüber keine Gewissheit’; Sadr-ud Din übersetzt: ‘da sie ihn ja nicht für sicher getötet hatten’). 33 " بَلْ (im Gegenteil), bei der letzteres das erstere in einem Satz negiert“ (Râgıb el-İsfehânî'nin el-Müfredât fî Garîbi'l Kur'ân eserinde; Eintrag Bel Harfi - بَلْ in https://www.kuranmeali.com/Aciklama.php?id=144&islem=mufredat&kok=%D8%A8%D9%8E%D9%84%D9%92 (besucht 02/01/2024)).

Comments


bottom of page