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Verhältnis von Nisa 4:157-159 zum Evangelium

  • kesfetmekursu
  • 24. März
  • 25 Min. Lesezeit

Im letzten Blog wurde deutlich, dass der Koran in Al-i Imran 3:54-59 die Darstellung von Jesu Abberufung von der Erde, wie sie im Evangelium beschrieben wird, nicht in Frage stellt. Im Gegenteil, es scheint das Evangelium zu unterstützen: Die Juden planten Jesu Tod. Jesus starb nach Gottes Plan. Aber Gott erhöhte Jesus in eine Ehrenposition zu Sich und stellte damit Jesu Messianität unter Beweis. Nichts im Text gibt Anlass zu denken, der Koran wolle die christliche Version korrigieren. Erst bei Heranziehung von unseriösen Hadisen1 und fadenscheinigen Uminterpretationen2 von an und für sich klaren Aussagen kann eine zur christlichen alternative Darstellung der Abberufung Jesu im Koran gestützt werden. Die Tatsache, dass dieser Text von Christen am Natürlichsten als Bestätigung ihrer Überzeugungen zur Abberufung Jesu von der Erde verstanden werden kann, reicht eigentlich schon aus zur Folgerung, dass der Koran die christliche Version unterstützt, aber nicht kritisiert und nicht korrigiert. Trotzdem wollen wir den Nachweis erbringen, dass auch die anderen Verse zu Jesu Abberufung im Koran (Nisa 4:157-159; Maide 5:117; Meryem 19:33) mit der christlichen Darstellung nicht im Konflikt stehen:

a) Analyse von Maide 5:117:

ʻIch habe ihnen nur gesagt, was du mir befohlen hast (nämlich): ʻDienet Allah, meinem und eurem Herrn!ʼ Und ich war Zeuge über sie, solange ich unter ihnen weilte. Nachdem du mich abberufen hattest, warst du es, der auf sie aufpaßte. Du bist über alles Zeuge.ʼ - stellt diesbezüglich kein Problem dar. Jesu Abberufung in diesem Vers kann sowohl von der Wortbedeutung von teveffeytenî3 als auch vom Kontext her ohne Probleme als ʻals du mich sterben liessestʼ verstanden werden. Viele muslimische Interpreten glauben jedoch, dass der hier beschriebene Tod von Jesus erst kurz vor dem Endgericht eintreten wird. Dass in Maide 5:117 nicht ein Zeitpunkt kurz vor dem Letzten Gericht gemeint sein kann, folgt aus folgenden Überlegungen. Bis zu seinem ʻTodʼ weilte Jesus als Zeuge unter seinen Nachfolgern. Erst mit seiner Abberufung geht sein Wächteramt auf Allah über. Würde Jesu Tod erst am Ende der Zeit eintreten, würde er noch immer unter seinen Nachfolgern weilen und wäre bis heute ihr Zeuge. Süleyman Ateş lehnt eine solche Interpretation als im klaren Widerspruch zur Botschaft des Korans ab.4 Über die Details wie Jesu Tod zustande kam, schweigt dieser Vers. Sicher, Gott war der aktiv Handelnde (‘nachdem du mich sterben liessest’), aber welcher Hilfsmittel Er sich dabei bediente wird nicht ausgeführt. Auch Christen glauben, dass mit Jesu Hinrichtung am Kreuz durch die Römer Gottes Plan zur Erfüllung gelangte. Gott wollte aktiv (Jesaja 53:10), dass der Messias sterbe (Lukas 24:25-27): ʻUnd er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.ʼ Das ʻmussteʼ im Vers deutet auf eine göttliche Notwendigkeit hin.5 Gott wollte ausdrücklich, dass der Messias leidend sterbe, aber dann auch auferstehe und zu Gott auffahre. So hatte es Gott bereits in der Torah durch verschiedene Propheten vorhergesagt und damit klar gemacht, dass der Tod des Messias seinem Willen entspricht. Damit kann Maide 5:117 ohne Probleme als Bestätigung der Abberufungsversion im Evangelium gelesen werden: Gott hat ihn im Alter von ca 30 Jahren (am Kreuz) sterben lassen.

Dass es sich bei Maide 5:117 nicht nur um eine allgemeine Bestaetigung der Abberufungsversion Jesu im Evangelium handelt, sondern um eine Zusammenfassung von Johannes 17:11-20 werden wir spaeter noch ausführlicher Diskutieren.6


b) Analyse von Meryem 19:33:

ʻHeil (as-salaam) sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich (wieder) zum Leben auferweckt werde!ʼAuch diese Stelle bietet keine Probleme. Die Reihenfolge – geboren, gestorben, auferstanden – entspricht exakt dem Bericht des Evangeliums. Es werden keine Details über die Art von Jesu Tod erwähnt. Es könnte sich dabei durchaus um den Tod am Kreuz handeln.7

Es bleibt noch die letzte, am meisten diskutierte Passage:


c) Analyse von Nisa 4:157-159:

ʻund ihre Prahlerei: ʼSiehe, wir haben den Christus Jesus, Sohn der Maria, getötet, (der) ein Gesandter Gottes (zu sein behauptete)! ʻDoch sie haben ihn nicht getötet, und sie haben ihn auch nicht gekreuzigt, sondern es schien ihnen nur (als ob es) so (gewesen wäre); und, wahrlich, jene, die widersprüchliche Ansichten darüber haben, sind fürwahr verwirrt, haben kein (wirkliches) Wissen davon und folgen bloßer Mutmaßung. Denn sie haben ihn mit Gewißheit nicht getötet: [nach der Übersetzung von Muhammad Asad] Nein, Allah hat ihn zu sich [Paret: in den Himmel; Ahmadeyya: einen Ehrenplatz bei Sich] erhoben. Allah ist mächtig und weise [Paret]. Unter den Schriftbesitzern gibt es keinen, der nicht vor seinem Tod an ihn glaubt und erkennt, daß er Gottes Gesandter ist. Am Jüngsten Tag wird er als Zeuge erscheinen und die Wahrheit über sie aussagenʼ (Azhar). Es bleibt zu zeigen, dass auch diese Stelle als in Übereinstimmung mit dem Evangelium verstanden werden kann.

i) Angriffsebenen der Juden: Der Slogan der Juden ‘wir haben den Christus Jesus, Sohn der Maria, getötet’ muss auf Grund unserer bisherigen Diskussion als eine Art Kurzform ihrer Ablehnung der christlichen Abberufungs- Darstellung Jesu verstanden werden. Die ‘talmudische’ Gegendarstellung, die in diesem Slogan zusammengefasst ist, widerspricht der christlichen Abberufungsdarstellung auf (a) historischer Ebene: Juden nicht Römer haben Jesus getötet; (b) auf moralischer Ebene: Jesus wurde nicht ungerechter Weise, sondern nach mosaischem Gesetz zu Recht verurteilt; und (c) vor allem auf theologischer Ebene: Jesus kann nicht der Messias sein, er ist als Gotteslästerer, Volksverführer und als von Gott Verfluchter gestorben, aber danach nie von Gott gerechtfertigt worden.8 Wie bereits gezeigt hat Nisa 4:156-159 Jesu Messianität zum Zentrum. Mit der Prahlerei ‘wir haben den Messias getötet’, zielten die Juden also hauptsächlich auf Jesu Messianität ab, das heisst, sie machten vor allem eine moralische und theologische, aber nur sehr beschränkt eine historische Aussage9: ‘wir haben bewiesen, dass Jesus nicht der Messias ist’ ist ihre wirkliche Behauptung. Die Wiederlegung des jüdischen Slogans ('wir haben den Messias getötet'), den wir in den Worten ‘ihr habt ihn nicht getötet und nicht gekreuzigt’ finden, sollte daher als eine zusammenfassende Ablehnung der vorgebrachten historischen, moralischen und vor allem theologischen Provokation verstanden werden. Nisa 4:157-159 als theologische, nicht geschichtliche Korrektur zu verstehen wurde auch schon von muslimischen Exegeten vorgeschlagen.10 Allerdings scheint vom Zusammenhang her nicht in erster Linie der Stolz der Juden Kritikpunkt zu sein (so vorgeschlagen von Muhammad Ayoub), als viel mehr ihre falschen Ansichten zum Anspruch Jesus, der von Gott erwählte Messias zu sein. Es ist der schwierige Ausdruck ʻwa lakin shubbiha lahumʼ, der muslimische Ausleger dazu veranlasste, ihre Interpretationen mit Hadith-Erzählungen zu rechtfertigen, welche die Grundlage für die Substitutionstheorie lieferten. Mit der Akzeptanz einer solchen Substitutionstheorie – ein anderer starb an Jesu Stelle, Jesus selbst wurde lebendig zu Gott gerettet – wurde die koranische Antwort auf die Provokation der Juden aber auf die rein historische Ebene reduziert bei Vernachlässigung der moralischen und theologischen Ebenen. Sollte sich die Aussage ʻDoch sie haben ihn nicht getötet, und sie haben ihn auch nicht gekreuzigt’ im Koran wirklich nur auf eine historische Korrektur der von den Juden vertretenen talmudischen Version der Abberufung Jesu beziehen, würde der Koran die wirkliche Absicht der Juden nicht antwortend behandeln. Die Substitutionstheorie – Jesu Errettung aus den Händen seiner Feinde durch göttliche List – beweist ja noch lange nicht seine Messianität. Falls Jesus der von den Juden erwartete Messias ist, müsste seine Herrschaft ja bis in Ewigkeit andauern11 und er könnte nicht einfach so von der Bildfläche verschwinden und seine eigene Haut retten lassen. Es überrascht daher nicht, dass Vertreter der Substitutionstheorie Nisa 4:159 schwer mit der vorhergehenden Diskussion (vv.153-158) in Einklang bringen können.12 Angenommen, der Koran spricht wirklich nur die historische Ebene an, müsste man folgende Fehlkommunikation akzeptieren: die Juden stellen die theologische Behauptung auf: ‘Jesus ist nicht der Messias’; aber der Koran antwortete völlig zusammenhaltslos rein geschichtlich: ‘entgegen ihrer Wahrnehmung konnten die Juden Jesus nicht töten weil Gott ihn mit einer List aus ihrer Hand errettete’. Meiner Meinung nach kann eine solche Reduzierung auf die historische Ebene niemals der koranischen Aussage gerecht werden. Es scheint angebracht nach einer besseren Lösung zu suchen als sich mit einer solchen Fehlkommunikation zufrieden zu geben.


ii) der Ausdruck 'shubbiha': Als hapax legomena13 lässt sich die Bedeutung von ‘shubbiha’ nur mit einer gewissen Ungewissheit14 bestimmen. ‚ʻShubbihaʼ ist das Passiv Perfekt des II. Stammes von sh-b-h15, so daß die Übersetzung lauten müßte: ‘es (oder: er) wurde für sie ähnlich gemacht’. Eine Variante liest hier das Aktiv shabbaha: ‚er hat ihnen ähnlich gemacht’16, womit ‘Gott’ eindeutig als Substantiv feststeht. … Am ehesten trifft Manfred Ullmann mit seiner Übersetzung ‘sie sind einer Täuschung erlegen’ die koranische Aussage und umgeht geschickt die Unsicherheiten, wer wen auf welche Weise getäuscht hat.ʼ17 Worauf sich ʻer/esʼ in ‘es (oder: er) wurde für sie ähnlich gemacht’ bezieht, muss aus dem Text-Zusammenhang bestimmt werden, und diese Bestimmung hat zu zahllosen Diskussionen geführt. (1) Die gängige Stellvertreter-Interpretation – eine andere Person wurde Jesus ähnlich gemacht und starb an seiner Stelle – sollte abgelehnt werden, da dabei das ʻerʼ für eine im Kontext nicht erwähnte Person stehen müsste, was einer grammatikalischen Unmöglichkeit gleich kommt.18 Zudem hat Razi die logisch-philosophischen Folgen der Möglichkeit das Aussehen eines Menschen auf dasjenige eines anderen Menschen transferieren zu können – man wüsste dann nie mit wem man es in Wirklichkeit zu tun hat und alle zwischenmenschliche Interaktion würde zweifelhaft – als nicht wünschenswert abgelehnt und daher die Stellvertreter-Interpretation als unglaubwürdig verworfen.19 (2) Die Alternative, dass ʻerʼ = Jesus jemandem ähnlich gemacht wurde, funktioniert nicht wirklich als Begründung für die Stellvertreter-Interpretation und böte daher keine Hilfe zu ihrem Verständnis. Im Sinne einer Ablehnung der talmudischen Abberufungsdarstellung könnte man sich allenfalls die Bedeutung von ʻJesus wurde einem Gottverfluchten ähnlich gemachtʼ (im abstrakten Sinne) vorstellen.


(3) Gemaess den Regeln der Gramatik muss das ʻer/esʼ einen Bezug haben auf bereits im Textzusammenhang Erwähntes. Der Vorschlag, dass die bereits erwähnte Kreuzigung von Jesus den Juden nur so erschien, aber in Wirklichkeit nie stattgefunden habe, - nicht Jesus wurde ähnlich gemacht, sondern ʻdie Kreuzigung erschien ihnen nur so als wäre sie geschehen, wobei sie nie stattgefunden hatʼ – wäre grammatikalisch möglich, scheitert aber wiederum an den logischen Konsequenzen: man könnte dann auch nicht mehr mit Sicherheit wissen, ob irgendwelche erfahrene Realität Wirklichkeit ist oder nur Schein – und es gäbe keine Möglichkeit mehr, zum Beispiel das Erscheinen von Propheten als reales Ereignis rational zu vertreten. Allenfalls könnte man den letzten Vorschlag in leichter Abwandlung im Zusammenhang der Widerlegung einer talmudischen Darstellung verwenden: Es erschien den Juden nur aus theologischen Erwägungen so, als ob sie Jesus zurecht umgebracht hätten, aber die Realität war anders: nicht die Juden haben Jesus am Kreuz getötet, sondern die Römer, und dies geschah durch ein ungerechtes Urteil. (4) Mourad beobachtet, dass auf Grund des koranischen Gebrauchs die Bedeutung von ‘shubbiha la-hum’ nicht auf visuelle Verwirrung beschränkt werden muss. Der Begriff 'kann auch auf etwas angewandt werden, das, wenn es wörtlich als wahr oder richtig angenommen wird, zu Verwirrung und Irrtum führt'20. Wie oben gezeigt, ist das zentrale Thema in Nisa 4:156-159 Jesu Messianität. Es wäre daher naheliegend, wenn die Täuschung, der die Juden erlegen sind, irgendwie mit diesem zentralen Thema zu tun hätte, das heisst, wenn das ʻesʼ in ʻes erschien ihnen soʼ sich auf dieses zentrale Thema beziehen würde: ‘es erschien ihnen nur, als ob Jesus nicht der Messias sei’; ʻihre Interpretation von Jesu Tod am Kreuz täuschte sie zu glauben, Jesus sei nicht der Messiasʼ; ʻihre talmudische Gegendarstellung täuschte sie zu glauben, Jesus sei als Lügner, Gotteslästerer und Verfluchter gebrandmarkt gestorbenʼ, oder etwas Ähnliches. Letztere Vorschläge wären besser motivierte Annahmen für die kritisierte Täuschung als die grammatisch und philosophisch nicht vertretbaren Stellvertreter-Theorien.

(5) Wenn man davon ausgeht, dass der vorliegende Abschnitt die Täuschung der Juden in Bezug auf Jesu Messianität zur Grundlage hat, könnte Vers 157 auf eine in jüdisch-christlichen Auseinandersetzungen über Jesu Messianität im Zeichen seines Todes am Kreuz oft verwendete Passage aus Jesaja 53 anspielen:

ʻNein, er [der Gottesknecht, nach christlicher Interpretation handelt es sich dabei um Jesus] war verachtet und gemieden von den Männern (= hochstehenden Menschen), ein Mann der Schmerzen und mit Krankheit (oder: Leiden) vertraut, ja wie einer, vor dem man das Angesicht verhüllt, verachtet, so daß wir ihn für nichts ansahen. (v. 3) Doch dem HERRN hatte es gefallen, ihn mit Krankheit (oder: Leiden) zu zerschlagen; wenn er sein Leben als Sühne (oder: Schuldopfer) einsetzen wird, soll er Samen (= Frucht? oder: Nachkommenschaft?) sehen und lange Tage leben und der Wille (= Heilsplan) des HERRN durch ihn gedeihen (= zur Fortführung oder: Ausführung gelangen). ... (v. 10). Jedoch unsere Krankheiten (oder: Leiden) waren es, die er getragen hat, und unsere Schmerzen hatte er sich aufgeladen (vgl. Mt 8,17), während wir ihn für einen Gestraften (oder: Gebrandmarkten), von Gott Geschlagenen und Gemarterten hielten. (Jesaja 53:2-3 + 10; nach Menge Bibel).ʼ

Gemäss der christlichen Interpretation dieser Verse wurden Leute getäuscht zu glauben, dass Jesu Leiden ihn als von Gott Gestraften brandmarkten, wohingegen in Wirklichkeit Gottes Plan durch Jesu Schuldopfertod gelang (siehe Jesaja 53:10). Dies würde sehr gut in die vorliegende Diskussion zwischen Juden und Muhammed betreffs Jesu Messiasanspruch und die Widerlegung einer talmudischen Gegendarstellung passen: Die Juden liessen sich von Jesu Tod am Kreuz täuschen und zur falschen Annahme verleiten, Jesus sei nicht der Messias, sondern vielmehr ein von Gott Gestrafter. Aber Muhammed hält dem entgegen, dass in Wirklichkeit durch Jesu Tod Gottes Plan erfüllt wurde (siehe z.B. Al-i İmran 3:54-55) und Jesus selber durch seine Erhöhung zu Gott unzweifelhaft als Messias bestätigt wird (Nisa 4:158; siehe Jesaja 52:13-15). Falls dies der Bezug in Nisa 4:157 ist, handelt es sich hier neben der historischen Richtigstellung der Fakten – nicht die Juden, sondern die Römer haben Jesus getötet –, vorallem um eine theologische Korrektur21: Die Juden ziehen den falschen Schluss aus der Tötung Jesu: Sein leidvoller Tod am Kreuz ist nicht Beweis für seine Verdammnis, sondern Mittel zur Erfüllung von Allahs Plan und zusammen mit seiner Erhöhung die überzeugende Bestätigung von Jesu Messianität. Gleichzeitig würde auch die moralische Anklage widerlegt: Jesus ist nicht als ein nach dem Gesetz überführter Übeltäter gestorben, sondern als unschuldiges, stellvertretendes Sündopfer (siehe Jesaja 53:9-11).


Wir halten fest: Die Substitutionstheorie kann die Bedeutung des Ausdrucks ‘shubbiha la-hum’ nicht befriedigend erklären. Auf Grund von Grammatikregeln, ungewünschten philosophischen Implikationen, der Argumentationslogik und der Vertrauenswürdigkeit ihrer Überlieferungsgeschichte22 sollte sie verworfen werden. Mit Jesaja 52:13-53:12 lässt sich eine bessere Deutung erzielen: Die Täuschung der Juden beruhte auf einem falschen Schluss bezüglich des Messiasanspruchs von Jesu basierend auf der Art und Weise, wie er gestorben ist. Sie meinten auf Grund der Todesart, Jesus als Gottverfluchter ablehnen zu können, aber in Wirklichkeit hat Gott damit seinen Plan mit Jesus erfüllt und ihn mit der anschliessenden Erhöhung als Messias gerechtfertigt.


iii) weitere Anschuldigungen: Auch die weiteren Anschuldigungen in Nisa 4:157 könnten ohne Probleme als christliche Korrektur einer dem Evangelium widersprechenden talmudisch-jüdischen Ansicht von Jesu Abberufung verstanden werden. Dazu betrachten wir im Folgenden die vorliegenden Aussagen einzeln: ʻund, wahrlich, jene, die widersprüchliche Ansichten darüber haben, sind fürwahr verwirrt, haben kein (wirkliches) Wissen davon und folgen bloßer Mutmaßung. Denn sie haben ihn mit Gewißheit nicht getötet (nach der Übersetzung von Muhammad Asad): Nein, Allah hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben .…’ (Nisa 4:157f.).

(a) ʻJene, die widersprüchliche Ansichten darüber habenʼ sind gemäss dem Kontext Juden, die eine talmudische Version der Abberufung Jesu von der Erde vorbringen. Sie scheinen sich nicht untereinander zu widersprechen, sondern vertreten gemeinsam ihre Kritik an dem Messiasanspruch von Jesus. Auf Grund unserer bisherigen Ausführungen wissen wir allerdings, dass ihre Ansichten sich grundlegend von denen der Christen unterschieden. Da im Kontext bisher keine zur christlichen alternative Auffassung vorgestellt wurde, kann die obige Aussage also am natürlichsten folgendermassen verstanden werden: jene Menschen, die die talmudische Version vertreten und damit widersprüchliche Ansichten zur Version im Evangelium haben .... Es braucht überhaupt keine später hineingelesene Substitutionstheorie, um die Aussage zu verstehen.

Im Weiteren erklärt der Koran, worin die Schwachpunkte der talmudischen Version – nicht derjenigen im Evangelium – bestehen:


(b) Sie ‘sind fürwahr verwirrt, haben kein (wirkliches) Wissen davon und folgen bloßer Mutmaßung.’ : Yunus 10:36 stellt Mutmassungen bezüglich Götzen mit der von Gott offenbarten Wahrheit gegenüber.23 Es ist schwierig, den Ausdruck 'Mutmassung' im Zusammenhang mit der Substitutionstheorie zu verstehen. Wie könnte Allahs aktives Verwirren – davon geht die Substitutionstheorie aus –, als ʻblosse Mutmassungʼ interpretiert werden? Ein besseres Verständnis ergibt unsere Lesung: Im Vergleich zum Evangelium ist die talmudische Gegendarstellung voller von Menschen erfundenen, unhaltbaren Behauptungen, die keine historische Richtigkeit beanspruchen können, sondern bloss dem Zweck einer theologischen Gegendarstellung zur Behauptung des Evangeliums, Jesus sei der Messias, dienen. Unter die Kategorie ʻMutmassungenʼ und ʻkein (wirkliches) Wissenʼ kann man die folgenden, dem Evangelium widersprechenden Behauptung zählen (in Klammern die Korrektur gemäss dem Evangelium): + ʻJesus wurde nach Gottes Gesetz als schuldig befundenʼ (nein, Jesus ist absolut unschuldig und wurde zu unrecht verurteilt); + ʻdie Juden haben Jesus gesteinigtʼ (nein, Jesus wurde nicht gesteinigt); + ʻdie Juden haben Jesus gekreuzigtʼ (nein, die Römer haben Jesus gekreuzigt); + ʻJesus ist mit Gewissheit getötet, das heisst er ist noch immer tot und schmort für ewig in der Hölleʼ (nein, Gott hat Jesus auferweckt und erhöht); + ʻdie Jünger haben Jesu Körper aus dem Grab gestohlen, um seine Auferstehung vorzutäuschenʼ (siehe Matthäus 28:11-13) (nein, Gott hat ihn auferweckt); + ʻJesus ist durch die Todesart, und weil er nicht auferweckt wurde, nicht der Messiasʼ (nein, er ist der Messias, weil von Gott auferweckt und erhöht; mit der Todesart erfüllte er Gottes Plan); + ʻJesus hat keine Bedeutung für uns, weil er als Lügner, Gotteslästerer und von Gott Verdammter entlarvt wurdeʼ (nein, er ist als Unschuldiger gestorben und Gott hat ihn nicht dem Tode überlassen, sondern zu sich selber erhöht, darum muss jeder Schriftgläubige Mensch vor seinem Tode Jesus als Messias akzeptieren, sonst wird Jesus Zeugnis gegen diese Person ablegen im Letzten Gericht). Auf Grund all dieser, nach dem Evangelium, falschen Annahmen sind die Juden in Bezug auf das Thema von Jesu Messianität verwirrt und kommen zu falschen Schlüssen. Es macht also wiederum mehr Sinn, die obig behandelte Aussage als Ablehnung der talmudischen Darstellung zu verstehen, als sie mit der Substitutionstheorie in Einklang zu bringen.


(c) Der Ausdruck ʻsie haben ihn mit Gewissheit nicht getötetʼ könnte auch ʻnicht im rationalen Sinne widerlegenʼ24 bedeuten. Aus den obigen Ausführungen macht ein solches Verständnis absolut Sinn: die Juden konnten nicht mit rationalen Argumenten Jesu Messianität widerlegen. Jesu Tod – selbst am Kreuz – lässt nicht den Schluss zu, dass er nicht der Messias sein kann. Vom Evangelium ist bekannt, dass Jesus schon gegenüber seinen Jüngern folgende Ansicht vertrat: der leidvolle Tod am Kreuz gehört ausdrücklich zu den Gott-gewollten Pflichten des Messias, genauso wie seine darauffolgende Auferweckung am dritten Tag und Erhöhung zu Gott (z.B. Matthäus 16:21; 17:22-23; 20:17-19; Lukas 24:44-47): ʻEr sprach aber zu ihnen: … Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht’s geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern.ʼ (Lukas 24:44-47).

Die hier vorgeschlagene Bedeutung des Ausdrucks ʻsie haben ihn mit Gewissheit nicht getötetʼ macht auch im weiteren Verlauf des Arguments viel Sinn: Vers 158 beginnt mit dem Wort ʻim Gegenteilʼ25, steht also direkt mit der vorherigen Aussage im Widerspruch: ʻdie Juden konnten mit der talmudischen Version von Jesu Erzeugung und Abberufung seine Messianität nicht rational widerlegen, im Gegenteil, Allah hat ihn mit seiner Erhöhung zu Sich als Messias bestätigtʼ. Selbst wenn der Ausdruck ʻsie haben ihn mit Gewissheit nicht getötetʼ nicht im übertragenen (ʻkonnten nicht rational widerlegenʼ) sondern im direkten Sinne verstanden würde, wäre er schlecht mit der Substitutionstheorie in Einklang zu bringen: ʻʻSie haben ihn nicht mit Sicherheit getötetʼ wurde so interpretiert: Sie haben ihn nicht mit Sicherheit getötet, und es ist sicher, dass sie ihn nicht getötet haben [Substitutionstheorie]. Die zutreffendere Bedeutung ist jedoch: ʻEs ist nicht sicher, dass sie ihn getötet haben; es basiert lediglich auf Zweifeln.ʼʼ26 Gewisse muslimische Ausleger kommen Dank diesem Ausdruck zum Schluss, dass die Juden nicht Personen verwechselt haben, sondern historische Vorkommnisse: das heisst, sie waren sich nicht mehr sicher, ob wirklich eine Kreuzigung stattgefunden habe oder nicht.27 Wie oben bereits ausgeführt, ist diese Interpretation aber wegen der logischen Konsequenzen einer solch ungewissen Geschichtserfassung abzulehnen. Die jüdische Unsicherheit bezüglich der Tötung Jesu könnte sich aber auf die im Evangelium beschriebene Fortsetzung von Jesu Existenz nach seinem physikalischen Tod beziehen. Indem Gott ihn von den Toten erweckte, wurde die Endgültigkeit von Jesu Tod in Frage gestellt. Obwohl gestorben, war Jesus ja nun nicht mehr tot, sondern auferstanden. Auf Grund des Auferstehungszeugnisses der Jünger (und später Christen) waren sich die Juden nicht mehr sicher, ob die Tötung Jesu wirklich definitiv war. Ihre Behauptung, Jesu sei endgültig tot und sitze nun für ewig seine Strafe als Gotteslästerer ab, basierte ja gemäss dem Evangelium bloss auf einer Lüge (siehe Matthäus 28:2-4 und 11-15). Die Unsicherheit der Juden rührte somit von der Auferstehungsbehauptungen wie geäussert von Christen her. Eine mögliche jüdische Unsicherheit bezüglich Jesu Tod lässt sich vom Bericht im Evangelium auf natürliche Weise erklären. Auch im Kontext macht diese Interpretation guten Sinn: Die Juden sind sich ʻnicht sicher, dass sie ihn endgültig getötet haben; ihre Version basiert lediglich auf Zweifeln. Im Gegenteil, Jesus ist nicht im Grab geblieben, weil Gott ihn zu sich erhöht hat.’

iii) Vers 158: Schliesslich deutet auch noch Vers 158 auf eine Bestätigung der Abberufungsversion Jesu im Evangelium hin: ʻVielmehr hat Allah ihn zu Sich emporgehoben, und Allah ist Allmächtig, Allweiseʼ (Resoul, Nisa 4:158). Dass es sich bei dieser ʻErhöhungʼ um die im Evangelium erwähnte Auferstehung und Himmelfahrt Jesu handeln könnte, wird durch folgende Überlegungen gestützt: Jesu Übergang in die zweite Schöpfungsordnung – sprich Auferstehung – beweist Gottes Macht über den irdischen Tod. Gemäss Hicr 15:25 wird Gottes Weisheit in der allgemeinen Erweckung der Menschen offenbart: ‘Dein Herr wird sie (dereinst alle) versammeln. Er ist weise und weiß Bescheid’ (Rasoul übersetzt: ‘Allweise, Allwissend‘). Da mit Jesus die Erweckung der gesamten Menschheit begonnen hat (Lokman 28:31), ist die Erwähnung von Gottes Weisheit im Zusammenhang mit Jesu Erhöhung in Vers 158 ein weiteres Indiz, dass hier nicht von einem Ortswechsel ohne Auferstehung (so vertreten von der Substitutionstheorie) die Rede ist, sondern vielmehr von der im Evangelium erwähnten Auferstehung und Himmelfahrt Jesu. Die Pläne der Juden wurden durch Gottes Auferweckungsmacht und Seinen weisen Plan, Jesus als Stammvater der zweiten Schöpfung zu Sich zurückzubringen, zunichte gemacht (Al-i Imran 3:54).

Jesu Auffahrt zu Gott

Wir halten fest: Eine rein auf der geschichtlichen Ebene funktionierende Antwort auf die jüdische Behauptung – ʻwir haben den Messias getötetʼ - würde die in der Behauptung beinhaltete moralische und theologische Aussage-Ebene total übersehen und damit die wahre Intention dieses jüdischen Slogans voll verpassen. Gemäss der obigen Diskussion kommt man der koranischen Antwort ʻsie haben ihn nicht getötet, und sie haben ihn auch nicht gekreuzigt“ sowie sie sind sich ʻnicht sicher, dass sie ihn endgültig getötet habenʼ gerechter, wenn man die erwähnten Aussagen als alle Ebenen umfassende ʻGegen-Slogansʼ versteht. Eine von Christen vorgebrachte Widerlegung der talmudischen Darstellung von Jesu Abberufung wird diesem dreifachen Anspruch gerecht und steht zudem im Einklang mit der koranischen Version in Nisa 4:157-159: (i) Historisch: gemäss dem Evangelium wurde Jesus nie gesteinigt. Die Römer haben ihn am Kreuz getötet, nicht die Juden. Die Worte, die Juden ‘haben ihn nicht getötet, und sie haben ihn auch nicht gekreuzigt’ entspricht einer historischen Korrektur, wie sie genauso von Christen geäussert worden wäre. (ii) Moralisch: Christen glauben, dass Jesus ungerechtfertigt zum Tode verurteilt wurde, aber nach Gottes Plan wie als ein von Gott Verurteilter den römischen Tod am Kreuz starb. Auch die von Juden vorgetragene moralische Anklage – Jesus wurde auf Grund des göttlichen Gesetzes als schuldig befunden – muss von Christen korrigiert werden. Jesus Tod am Kreuz ist kein Beweis für Jesu moralische Schuld, sondern beweist viel mehr das Versagen der jüdischen und römischen Rechtssprechung.28 Auch im moralischen Sinne ist die jüdische Prahlerei ‘wir haben ihn getötet und kreuzigt’ aus christlicher Sicht falsch. Eine christliche Korrektur könnte folgende Form haben: Sie haben kein wirkliches geschichtliches ‘Wissen’, was Jesu Verurteilung betrifft, und folgen nur ‘leeren Mutmassungen’. (iii) Theologisch: Juden glaubten, dass Jesu Messiasanspruch durch die Todesart als endgültig widerlegt von Gott selber abgelehnt wurde. Durch den Kreuzestod hat Gott ihn als Gottverfluchten gebrandmarkt. Er kann nicht der von Gott geliebte und bevollmächtigte Messias sein. Dem widersprechen Christen grundlegend. Es erschien zwar anfänglich so, als ob Jesus von Gott verdammt worden wäre, als er ungerechterweise am Kreuz starb, aber Gott nicht rettend eingriff (siehe Matthäus 27:39-44 29). Aber mit der anschliessenden Auferstehung hat Gott ihn doch noch, und zwar äusserst deutlich, als Messias bestätigt. Auch den theologischen Anspruch des Slogans wird von Christen vehement abgelehnt: ‘es schien ihnen nur (als ob es) so (gewesen wäre)’, dass Jesus als Gottverfluchter starb. Aber in Wirklichkeit hat ‘Allah ... ihn zu sich (in den Himmel) erhoben’ und ihn damit als Messias bestätigt. ‘Allah ist mächtig und weise.’ Wegen der zu offensichtlichen Lüge, welche Jesu Auferstehung in Abrede stellen soll, kommen Juden Zweifel: ʻSie haben ihn nicht mit Sicherheit getötetʼ. Aus christlicher Sicht konnten die Juden nicht mit rationalen Argumenten beweisen, dass Jesus nicht der Messias ist.


Wie aus obiger Diskussion hervorgeht, passt die Antwort im Koran auf die Behauptung der Juden, Jesus getötet zu haben (talmudische Abberufungsversion), gut in den Rahmen einer christlichen Verteidigung des Berichts im Evangelium. Es ist vollkommen unnötig, zweifelhafte Hadisen herbeizuziehen, um die koranischen Aussagen in Nisa 4:157-159 zu erklären. Wie I. Mevorach beobachtet, wird man den Aussagen in Vers 157 gerechter, wenn man sie als Ablehnung der talmudischen Darstellung interpretiert, als wenn man darin eine Ablehnung der Darstellung im Evangelium herauszulesen versucht.30


Schlussfolgerung:

Damit ergibt sich folgender Schluss zum Thema von Jesu Abberufung von der Erde: Wir haben alle koranischen Verse zur Abberufung Jesu von der Erde untersucht und in keinem Vers einen Widerspruch zur – geschweige denn eine Korrektur von der – Darstellung im Evangelium gefunden. Weil Al-i Imran die Darstellung im Evangelium offensichtlich bestätigt und Nisa 4:156-159 am besten als christliche Korrektur der jüdischen Darstellung verstanden werden kann, können wir schlussfolgern, dass Jesu Abberufung von der Erde wie im Evangelium berichtet vom Koran ohne irgendwelche Einwände übernommen wird.

Zudem wurde durch die obige Diskussion deutlich: Eine Interpretation von Nisa 4:157, die sich auf Substitutions-Hadithen abstützt und gleichzeitig den talmudisch-jüdischen Kontext vernachlässigt, führt zu einer Fehldeutung. Es ist diese Fehldeutung, die im Widerspruch zur Darstellung im Evangelium steht, nicht die wirkliche Botschaft des Korans. Der Koran kritisiert und korrigiert zwar die talmudische Version von Jesus Abberufung von der Erde, aber verteidigt dabei gleichzeitig die Version im Evangelium.


1 'Research has been unable to produce any ahādīth on the crucifixion of Jesus which go back to the Prophet (ḥadīth nabawī), or of that category termed ḥadīth qudsī, i.e. ḥadīth which transmit the direct speech of God. The oldest authority for any tradition on the subject is Ibn ‘Abbās. Aside from the tafsīr attributed to him, later exegetes cite him as an authority for traditions about this verse.’ (Todd Lawson, Crucifixion, ss. 71f.). ‘For several reasons, the traditions associated with Ibn ‘Abbās are generally thought to be untrustworthy, at least as far as the ascription is concerned.' (Todd Lawson, Crucifixion, s. 78). ‘By far the most popular versions of the substitution legend are related on the authority of Wahb. He is the Yemeni scholar of the earliest times who is best known for his knowledge of Judaism and Christianity. Ground-breaking scholarship on him and his literary legacy was published by Professor Khoury of Heidelberg. Wahb is the source of many traditions dealing with other biblical subjects and in modern times much of his exegetical and biblical tradition has been anathematized as “Isrā’īliyyāt”, that is, faulty knowledge foreign to Islam. In light of this, it is somewhat ironic that the most influential traditons denying that Jesus was crucified are traced to his authority. As the author of several books on various subjects, Wahb acquired a reputation that varied from trustworthy to “audacious liar.”’ (Todd Lawson, Crucifixion, ss. 74f.).

2 Siehe Blog 13.

3 ʻThe verb tawaffa … that appears here causes significant confusion among Muslim exegetes. Yet the Quran itself offers no cause for confusion. Tawaffa appears in twenty-five passages in the Quran, and twice in relation to Jesus (here [Q 5:117] and Q 3:55). For twenty-three of those passages the Muslim commentators generally follow the standard definition fo this term, namely God's act of separating the soul from the body, or making someone die. ... For the two verses where tawaffa is applied to Jesus, however, Muslim exegetes generally search for a secondary meaning of the term. Thus they reconcile these two verses with the doctrine of Jesus' escape from death.ʼ (Reynolds, Gabriel Said. 'The Muslim Jesus: Dead or Alive?' Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London 72, no. 2 (2009): 237–58, ss. 239f.; http://www.jstor.org/stable/40379003 (besucht 22/07/2022)).

4 Süleyman Ateş: ‘Gerek Al-i İmran: 94/55’nci, gerek Maide: 110/117’nci ayetlerde İsa’nın bedeninin öldüğü, açıkça belirtilmiştir. Ama Hz. İsa’yı başkaları öldürmemiş, Allah onu eceliyle vefat ettirmiştir. ... Görülüyor ki ayetlere göre Hz. İsa’nın vefatı kesindir.’ Gemäss Ateş wurde Jesus von Gott aus der Hand der Juden gerettet, dann floh er in ein anderes Land und starb dort eines natürlichen Todes: ‘Demek ki âyetin dediği gibi Allah, Îsâ’ya ikram edip onu, düşmanlarının elinden kurtarmış ve Îsâ, gizlice başka bir ülkeye gidip normal hayatını yaşadıktan sonra vefat etmiş, vefatından sonra da ruhu, Allah katında yüce derecelere yükselmiştir. Bu görüş, âyetin ruhuna daha uygundur.’ (Süleyman Ateş, HZ. ÎSÂ’NIN YÜKSELTİLMESİ VE GÖKTEN İNECEĞİ SORUNU, https://www.suleyman-ates.com/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=36 (besucht, 11/08/2022).

5 Luke 24:25-27 und 44-46 ‚… is not the first time Jesus has spoken about his death and resurrection as divine necessity (see Luke 9:22, 44; 18:31-33; etc.)‘ (Richard Carlson, ‚Commentary on Luke 24:36b-48‘, Working Preacher from Luther Seminary, 26 April 2009 in https://www.workingpreacher.org/commentaries/revised-common-lectionary/third-sunday-of-easter-2/commentary-on-luke-2436-48-2 (besucht 01/12/2023)).

6 Maide 5:117 kann als Zusammenfassung der von Jesus im Hohenpriesterlichen Gebet in Johannes 17:11-20 vorgetragenen Bitten verstanden werden (im folgenden Text ist der Maide 5:117 fett gedruckt und in […] in den biblischen Text eingefügt)):

‚Ich bleibe nicht länger in der Welt. Ich komme ja zu dir [Nachdem du mich abberufen hattest]. Aber sie bleiben in der Welt. Heiliger Vater, bewahre sie in der Gemeinschaft mit dir, die ich ihnen verkündet habe. Dann gehören sie zusammen – so wie wir untrennbar eins sind. 12 Solange ich bei ihnen war, habe ich sie in der Gemeinschaft mit dir bewahrt, die ich ihnen verkündet habe. Ich habe sie gut beschützt, und keiner von ihnen ist verloren gegangen – außer dem, der verloren gehen musste [Und ich war Zeuge über sie, solange ich unter ihnen weilte]. Denn damit ging in Erfüllung,was die Heilige Schrift vorausgesagt hatte. 13 Jetzt komme ich zu dir. ... Denn sie gehören nicht zu dieser Welt, so wie auch ich nicht zu ihr gehöre. 15 Ich bitte dich nicht, sie aus dieser Welt wegzunehmen. Aber ich bitte dich, sie vor dem Bösen zu bewahren. … Mach sie durch die Wahrheit zu Menschen,die heilig sind [Nachdem du mich abberufen hattest, warst du es, der auf sie aufpaßte]. Dein Wort ist die Wahrheit. 18 So wie du mich in die Welt gesandt hast, genau so habe ich sie in die Welt gesandt. 19 Für sie gebe ich mein Leben hin und gehöre so ganz zu dir. Dann gehören auch sie ganz zu dir und leben in der Wahrheit [Ich habe ihnen nur gesagt, was du mir befohlen hast (nämlich): ʻDienet Allah, meinem und eurem Herrn!ʼ]. 20 Ich bete nicht nur für sie. Sondern ich bete auch für alle, die durch ihr Wort zum Glauben an mich kommen. ...‘

7 Auch für Johannes den Täufer (Yahya) werden dieselben Worte gebraucht (Meryem 19:15: ‚Heil (salaam) sei über ihm am Tag, da er geboren wurde, am Tag, da er stirbt, und am Tag, da er (wieder) zum Leben auferweckt wird!’). Von ihm weiss man, allerdings, dass er einen gewaltsamen Tod erlitt (Köpfung durch Soldaten von Herodes; siehe Markus 6:14-29) (bakın: MAHMUT AYDIN, 'YAHYÂ', TDV İslâm Ansiklopedisi, https://islamansiklopedisi.org.tr/yahya (02.03.2023)).

8 Siehe Blog 15.

9 ʻThe Bavli’s claim of direct Jewish agency in the killing of Jesus is in glaring historical disagreement with the Gospels – but their most important differences are moral and theological rather than historical. The moral counter-claim is that Jesus was killed justly. The theological counter-claim is that the story ends with his death, not his resurrection.ʼ (Ian Mevorach, 'Qur'an, Crucifixion, and Talmud: A New Reading of Q 4:157- 58' in Journal of Religion & Society 19 (2017): ss.1-21. Moss, Candida, s. 5).

10 ʻ… the denial of the killing of Jesus is a denial of the power of men to vanquish and destroy the divine Word, which is forever victorious. Hence the words, 'they did not kill him, nor did they crucify him,' go far deeper than the events of ephemeral human history, they penetrate the heart and conscience of human beings. The claim of humanity (here exemplified in the Jewish society of Christ's earthly existence) to have this power against God can only be an illusion ...ʼ (Ayoub, 'Toward an Islamic Christology, II,w p. 117, cited in Michäl G. Fonner, JESUS' DEATH BY CRUCIFIXION IN THE QUR'ÄN: AN ISSUE FOR INTERPRETATION AND MUSLIM-CHRISTIAN RELATIONS, Journal of Ecumenical Studies, 29:3-4, Summer-Fall 1992 pp. 432-450, s. 445 in http://library.mibckerala.org/lms_frame/eBook/10.Miscellaneous/30%20CR.pdf (besucht: 07/12/2022)).

11 2 Samuel 7:12ff.; Jesaja 11:1-10; usw.

12 Siehe z.B. Sayyid Qutb, Shadow of Quran, pp. 1058f..: ‘It means that the Jews who have denied Jesus and continued to deny his status, claiming to have killed and crucified him, will have this experience [before dying] which tells them that Jesus was truly a messenger from God and that his message was the truth. They will then believe in Jesus but it will be too late for their belief to be of any benefit to them. On the Day of Resurrection, Jesus will be a witness against them’ (ibid. 1059). Es gelingt Qutb nicht, die Art des Erlebnises überzeugend zu erklären, welches Juden haben sollen und welches sie von Jesu wahrer Identität überzeugen soll. Handelt es sich um eine direkte Offenbarung von Gott?, eine Visitation von einem Engel?, oder ist es ein psychologisches Phänomen? Weshalb besteht die gewonnene Überzeugung vor allem aus der Realisierung von Jesu Status, wo doch das vorliegende Diskussionsthema die Vertrauenswürdigkeit von Muhammeds Offenbarung ist (Nisa 4:153)? Warum sollte Allah so besorgt sein, dass die Juden Jesu Status noch vor ihrem Ableben erkennen, obwohl es ihnen für das letzte Gericht keinen Gewinn mehr bringen wird? Grundlegende Fragen, die Qutbs Kommentar unbeantwortet lässt und den Vers zu einem Fremdkörper im Kontext werden lässt.

13 Wort, das im Koran nur einmal vorkommt.

14 'Die arabische Wendung shubbiha lahum gehört zu den „wohl dunkelsten und daher umstrittensten Worten des ganzen Koransʼ (Hanna und Heidi Josua, ʻNicht getötet, nicht gekreuzigt. Die Kreuzigung Jesu im Islamʼ, in Salzkorn 1; 2005 in https://www.ojc.de/salzkorn/2005/islam-christentum/kreuzigung-jesus-koran/ (02/12/2022)).

15 'Bu kelimenin asıl anlamı, nitelik açısından olan benzerliktir; renk, tat, adâlet ve zulüm gibi. شُبْهَة : İster somut, ister soyut olsun aralarındaki benzerlikten dolayı, iki şeyden birinin diğerinden ayırt edilememesidir.ʼ (Râgıb el-İsfehânî'nin el-Müfredât fî Garîbi'l Kur'ân eserinde; Ş-b-h - ش ب ه, in https://www.kuranmeali.com/Aciklama.php?id=749&islem=mufredat (besucht: 30/11/2022))

16 Siehe Koranübersetzung von Abdel Theodor Khoury in https://quranunlocked.com/de.khoury/text/4/155

17 Hanna und Heidi Josua, ʻNicht getötet, nicht gekreuzigt. Die Kreuzigung Jesu im Islamʼ, in Salzkorn 1; 2005 in https://www.ojc.de/salzkorn/2005/islam-christentum/kreuzigung-jesus-koran/ (02/12/2022).

18 'It is absurd to assume that the expression indicates someone else who was made to look like Jesus and was crucified, for it clearly refers to someone or something that has already been mentioned in the verse, and here only the act (killing/crucifing) and Jesus are mentioned. And it is equally absurd to argue that Jesus was made to look like someone else.ʼ (S.A. Mourad ‘Does the Quran deny or assert Jesus’s crucifixion and death?’ in New Perspectives on the Qur'an - The Qur'an in its Historical Context 2 (edited by Gabriel Reynolds) 19. December 2011, ss.349-357, s. 153).

19 Siehe Fakhr al-Dīn al-Rāzī, Mafātīḥ al-ghayb al-mushtahar bi al-tafsīr alkabīr, 38 vols. (Cairo: al-Maṭba‘a al-Bahīya, 1354-7/1935-8) XI: 99- 100 (cited in Todd Lawson, Crucifixion, s. 159).S.A. Mourad, Crucifixion, s. 353: The philosopher al-Razi (d. 606/1210), for example, in his exegesis of the Quran rejects the possibility that God could have made someone else look like Jesus.

20 ''shubbiha la-hum’ is not restircted to visual confusion. It can also be applied to something that, if accepted in its literal aspect as true or correct, leads one into confusion and error.’ (S.A. Mourad ‘Does the Quran deny or assert Jesus’s crucifixion and death?’ in New Perspectives on the Qur'an - The Qur'an in its Historical Context 2 (edited by Gabriel Reynolds) 19. December 2011, ss.349-357, s. 153).

21 So schon in ähnlicher Form als Möglichkeit von Karl-Heinz Ohlig vorgeschlagen: Nisa 4:157-159 ʻwill sagen, dass Jesus nicht wirklich und endgültig getötet wurde, weil er – wie die Auferstehung zeigt – in Wirklichkeit ja lebt und von Gott erhöht wurde; er ist also gar nicht richtig tot, das scheint der Sinn dieser Aussage zu sein. Dann würde die empirische Tatsache des Getötetwerdens „lediglich' theologisch „aufgehoben' und so zu einer Scheinwirklichkeit, eben weil er ja erhöht wurde und lebt.ʼ (Karl-Heinz Ohlig, Die Diskussion um das Kreuz - Reflexionen zur Debatte um den Kulturpreis des Landes Hessen in: imprimatur 42, 2009, 233-237 (ISSN 0946 3178) in http://inarah.de/bereits-veroeffentlichte-artikel/die-diskussion-um-das-kreuz/ (besucht: 04/01/2023)).

22 Siehe Todd Lawson, Crucifixion, ss.71ff.: Die Hadis wurde von İbn Abbas überliefert, der als ‚unvertrauenswürdig‘ eingestuft wird (ibid. s. 67: ‚Aus mehreren Gründen werden die mit Ibn 'Abbās in Verbindung gebrachten Überlieferungen allgemein als unglaubwürdig angesehen, zumindest was die Zuschreibung betrifft‘). Die populärsten Versionen der Substitutionshadis geht auf die Autorität des jemenitischen Gelehrten Wahb zurück. ‚Als Autor mehrerer Bücher zu verschiedenen Themen erwarb Wahb einen Ruf, der von vertrauenswürdig bis zu „dreister Lügner“ reichte’ (ibid. s.75). Lawson fasst zusammen: ‚Wahb’s reputation is uneven‘ (ibid. s. 80).

23 'Die meisten von ihnen gehen nur Vermutungen nach. Und Vermutungen helfen hinsichtlich der Wahrheit nichts. Allah weiß Bescheid über das, was sie tun.' 24 ‘قَتَلْتُ كَذَا عِلْمًا : Falan şeyi ilim açısından öldürdüm/onu kesin bildim. Allah buyurur ki: وَمَا قَتَلُوهُ يَقِينًا : Onu yakînen öldürmediler (4/Nisâ 157); yani kesin bir şekilde onun çarmıha gerildiğini bilmediler.’ (Râgıb el-İsfehânî'nin el-Müfredât fî Garîbi'l Kur'ân eserinde; K-t-l - ق ت ل  in https://www.kuranmeali.com/Aciklama.php?id=1157&islem=mufredat (besucht: 10/12/2022)). 25 "بَلْ (im Gegenteil), bei der letzteres das erstere in einem Satz negiert“ (Râgıb el-İsfehânî'nin el-Müfredât fî Garîbi'l Kur'ân eserinde; Eintrag Bel Harfi - بَلْ in https://www.kuranmeali.com/Aciklama.php?id=144&islem=mufredat&kok=%D8%A8%D9%8E%D9%84%D9%92 (besucht 02/01/2024)).

26 ‘’Onu yakînen öldürmediler” âyetine; onlar, onu kesinlikle öldürmediler, onu öldürmedikleri kesindir, şeklinde mânâ verilmiştir. Fakat siyaka daha uygun mânânın: “Onu öldürmeleri kesin değildir; sadece şekke dayanır.” şeklinde olduğu kanısındayız.’ (Süleyman Ateş, HZ. ÎSÂ’NIN YÜKSELTİLMESİ VE GÖKTEN İNECEĞİ SORUNU, https://www.suleyman-ates.com/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=36 (besucht, 11/08/2022)).

27 Siehe z.B. Süleyman Ateş, HZ. ÎSÂ’NIN YÜKSELTİLMESİ VE GÖKTEN İNECEĞİ SORUNU, https://www.suleyman-ates.com/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=36 (besucht, 11/08/2022).

28 'Darüber hinaus wird die Frage diskutiert, inwiefern die in den Evangelien zugrunde gelegte Prozessführung mit jüdischem Recht vereinbar war … . Mögliche Widersprüche werden etwa darin gesehen, dass die Verhandlung Jesu in der Nacht, an einem Feiertag und im Haus des Hohenpriesters stattfand (Mk 14,12.54), was alles nach dem späteren Recht der Mischna nicht zulässig war. Allerdings ist ungewiss, welche dieser Regelungen bereits zur Zeit Jesu in Kraft waren.‘ (Heike Omerzu, ‚Prozess Jesu‘ in Wissenschaftliches Bibellexikon erstellt: Mai 2011 in https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/neues-testament/prozess-jesu (besucht: 01/12/2023 ).

29 39 Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe 40 und sprachen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn [= Messias aus der Linie von David] bist, und steig herab vom Kreuz! 41 Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: 42 Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Er ist der König von Israel, er steige nun herab vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben. 43 Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.

44Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.

30 ʻIf we interpret the Qur’an as totally denying Jesus’ crucifixion, we make this passage less clear and turn it into an unintentional attack on Christianityʼ (Ian Mevorach, 'Qur'an, Crucifixion, and Talmud: A New Reading of Q 4:157- 58' in Journal of Religion & Society 19 (2017): ss.1-21. Moss, Candida, ss. 13).

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